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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

02/2015 Bewahren und erneuern

Menschen

«Nicht nur schön – auch heimelig»

Was als neues Zuhause geplant war, entpuppte sich als Pionierarbeit. Das Einfamilienhaus der Familie von Däniken-Mendes in Bellach (SO) trägt als eines der ersten Wohnhäuser überhaupt das Herkunftszeichen Schweizer Holz.

Bis Anfang 2014 gab es nur zwei Wohnhäuser, die mit dem Herkunftszeichen Schweizer Holz ausgezeichnet wurden – eines davon ist Ihres. Wie fühlt es sich an, Bauherren eines Vorzeigeobjektes zu sein?

Lucilia Mendes-von Däniken (LM): Bis zur offi­ziellen Zertifikatsübergabe war uns gar nicht bewusst, dass unser Haus so besonders sein soll. Wir hatten lediglich das umgesetzt, was unserer Philosophie entspricht. Also der Einsatz von Schweizer Holz und der Einbezug von regionalen Handwerkern. Als dann aber all die Vertreter aus Politik und Wirtschaft in unse­rem Garten standen, waren wir schon ziemlich stolz. 

Patrick von Däniken-Mendes (PvD): Seit zehn Jahren arbeite ich beim Büro Kaufmann+Bader, welches die Geschäftsstelle von Pro Holz Solothurn führt, die auch die Labelübergabe organisiert. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir bei einem anderen Anlass von Pro Holz jemals so viel Medienresonanz erhalten haben. Es war und ist noch immer überwältigend!

War es denn schon immer Ihr Traum, ein eigenes Haus zu haben?

PvD: Ein Eigenheim schon, ein Neubau musste es aber nicht zwingend sein. Wir hatten viele bereits bestehende Immobilien angeschaut, stellten dann aber leider fest, dass wir zusätzlich sehr viel Geld in die Hand hätten nehmen müssen, damit es am Ende unseren Ansprüchen entspricht. 

Welche Anforderungen hatten Sie denn an Ihr neues Zuhause?

PvD: Unser Ziel war, ein Haus mit einer Top Gebäudehülle zu haben. Deshalb kamen auch die angeschauten Altbauten nicht in Frage. Wir hätten zu viel in die Sanierung stecken müssen. Bei der Hülle wollten wir aber keine Kompromisse eingehen. 

LM: Es sollte zudem ein Familienhaus sein mit genügend Platz für die Kinder und mit etwas Umschwung. Da unsere Kinder zurzeit noch klein sind, sollte das Haus zudem grosse Flexibilität bieten, wenn diese mal grösser sind und ausziehen. Das Dachgeschoss können wir zum Beispiel weiter ausbauen oder im Wohnzimmer eine Wand einziehen, um im Alter nur im Erdgeschoss wohnen zu können. 

Und dann auch die Wahl für den Werkstoff Holz.

LM: Für uns war es keine bewusste Entscheidung, sondern einfach nur logisch. Wir mussten dies kein einziges Mal diskutieren. Es war klar, dass wir mit Holz bauen würden.

PvD: Der Bezug zu Holz ist durch die Familie und meinen Beruf sicherlich gegeben. Aber auch so gefällt uns Holz als Material sehr gut und wir wollten dies aussen wie innen zeigen. Chaletstil kam für uns nicht in Frage. Deshalb haben wir im Erd- und Obergeschoss die Wände weiss lasiert. So sieht man immer noch die Struktur, der Innenraum wirkt aber modern. 

Der Entscheid für Schweizer Holz war demnach auch eine logische Konsequenz?

LM: Genau. Wir gehören nicht zu denen, die ins europäische Ausland einkaufen gehen, auch wenn wir damit Geld sparen könnten. Die Frage, ob mit oder ohne Schweizer Holz, stellte sich somit nicht. Die Späti Holzbau AG arbeitet selbst vorwiegend mit Schweizer Holz. Aber auch wegen Patricks Beruf hätten wir nie Holz aus Polen gewählt. 

PvD: Zudem haben wir preislich nicht gedrückt. Sobald der Preis das Hauptargument ist, macht ausländisches Holz das Rennen. So ist es nun einmal. 

Zurück zum Herkunftszeichen Schweizer Holz. Wie kam es dazu?

PvD: Durch meine Tätigkeit für Pro Holz Solothurn kannte ich das Label bereits. Bis zum Bau unseres Hauses waren allerding nur gros­se Gewerbebauten zertifiziert worden. Als sich abzeichnete, dass wir einen beträchtlichen Anteil an Schweizer Holz verbauen würden, fragte ich einfach mal bei der Lignum an, ob es möglich wäre, das Label für ein Einfamilienhaus zu erhalten. Nach ein paar wenigen Abklärungen bekamen wir das Ja. 

Wie fielen die Reaktionen im Quartier auf Ihr neues Zuhause aus? Gerade in einem älteren Quartier kann ein Neubau zu Unstimmigkeiten in der Nachbarschaft führen.

PvD: Als wir das zweite oder dritte Jahr in der Mietwohnung hier in der Strasse wohnten, riefen wir ein Quartierfest ins Leben. Nicht zuletzt deshalb kennen wir die Leute in der Nachbarschaft sehr gut und das Verhältnis mit ihnen ist freundschaftlich und hilfsbereit. Das Quartier hat regelrecht mitgefiebert, als wir gebaut haben. Es ist schön, dass wir so in einer auch für unsere Kinder gewohnten Umgebung bleiben konnten. 

LM: Wir bekommen viele Komplimente für das Haus. Es sei ganz anders als die bestehenden Häuser, passe aber trotzdem gut ins Quartier. 

Und wie waren die Reaktionen von ausserhalb? Sie sprachen zu Beginn von einer gros­sen Medienresonanz.

PvD: Gerade nach der offiziellen Zertifizierung hatten wir sehr viele Presseanfragen, ja. Verschiedenste Medien baten um ein Interview. Vom Rummel selbst haben wir persönlich nichts. Es freut uns aber sehr, können wir mit der Aufmerksamkeit, die wir erhalten, der Späti Holzbau AG «einen Stein in den Garten werfen» und ihr so etwas zurückgeben für die tolle Arbeit, die sie geleistet hat. 

Wie es scheint, hat bei Ihnen alles perfekt gepasst. Mussten Sie nirgends Abstriche machen?

PvD: Finanziell war definitiv nicht alles möglich, also haben wir im Innenausbau etwas zurückgeschraubt und nicht alles fertig ausgebaut. Das Dachgeschoss haben wir im Rohbau belassen und den Boden dort selbst verlegt. Den Keller haben wir auch selber gestrichen und der Garten war lange Zeit eine Baustelle. Klar hätten wir von Anfang an gerne alles gehabt, wie zum Beispiel auch Solarzellen auf dem Dach. Die tadellose Qualität der Gebäudehülle war uns aber wichtiger. Die Solarzellen können wir jederzeit nachrüsten. Das Dach hat bereits die richtige Ausrichtung und die optimale Neigung. 

Wie wohnt es sich denn nun, im eigenen Haus aus Schweizer Holz?

LM: Wir sind einfach glücklich. Auch unsere Kinder sind zufrieden. In der alten Wohnung hatten sie Mühe mit Durchschlafen. Vom ersten Tag an ging das hier problemlos. Wir denken, dass es wohl das Klima im Haus ist. Hinzu kommt, dass die beiden Jungs den Bau miterlebt haben und sich daher auch keine Minute fremd im Haus fühlten. Das schönste Kompliment ist aber, wenn wir Leute zu Besuch haben, die reinkommen und dann sagen: «Wow, das ist aber heimelig bei euch.» Für mich heisst das, dass sich unsere Gäste wohlfühlen. 

PvD: Viele fragen uns, ob sie die Schuhe ausziehen müssen. Wir sagen dann jeweils, dass es sich lohne, dies zu tun (lacht). Der Boden ist handgehobelt und hat deshalb eine leicht gewellte Oberfläche, welche sich angenehm anfühlt. Allgemein ist das Handwerk im ganzen Haus sehr gut sichtbar. Somit verzeiht es aber auch deutlich weniger beim Bauen. Wenn einer danebenhaut, gibt es ein «Näggi». Das setzt einen sorgfältigen Umgang der Handwerker voraus. Viele sagen zu uns: «Jetzt seid ihr bestimmt froh, habt ihr den Bau hinter euch.» Eigentlich nicht, nein. Es war eine tolle Zeit. Irgendwie fast schade, ist sie schon vorbei. 

Regionale Wertschöpfung

Auf einem Grundstück im solothurnischen Bellach realisierte der studierte Forstingenieur Patrick von Däniken-Mendes zusammen mit seiner Frau 2013 den Traum der eigenen vier Wände. Zuvor wohnte die vierköpfige Familie nur wenige Schritte daneben in einer Mietwohnung. Auch der ausführende Holzbauer Beat Späti von der Späti Holzbau AG hat seinen Betrieb nur zwei Strassen weiter und ist zugleich der Cousin von Patrick von Däniken, wie auch der verantwortliche Architekt Thomas Späti. Die Wertschöpfung in der Region behalten, so das Prinzip der Bauherrschaft. Dazu gehört auch massgeblich der eingesetzte Baustoff: 92 Prozent des verwendeten Holzes stammen aus Schweizer Wäldern.


Aus Schweizer Wäldern

Das Herkunftszeichen Schweizer Holz (HSH) weist den Schweizer Ursprung nach. 

Es kommuniziert die mit der Schweiz positiv verbundenen Werte in den Bereichen Produkteigenschaften, Herstellungsmethoden, Umwelt und allgemeine Rahmenbedingungen. Das Label wird von der Lignum Schweiz, der Dachorganisation der Schweizer Wald- und Forstwirtschaft, verliehen. Als erstes Wohnhaus in der Schweiz wurde das mit dem Watt d’Or 2014 prämierte Minergie-A-Eco-Mehrfamilienhaus in Kriens (LU) mit dem HSH ausgezeichnet. lignum.ch

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