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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

03/2018 Facettenreich

Stil.Form

Mit Schwung in die Moderne

Das Wohnhaus in Maschwanden (ZH) wurde einst im ländlichen Stil erbaut. Mit dem schwungvollen Treppenbauwerk setzt die Bauherrschaft nun einen fast schon futuristischen Kontrapunkt, ohne jedoch den Bezug zum Landhaus mit seinen natürlichen Materialen zu verlieren.

Jede Treppe hat ihre eigene Entstehungsgeschichte und manchmal braucht es einen besonderen Weg, um zum angestrebten Ergebnis zu gelangen. Beim Umbau ihres Landhauses in Maschwanden wünschte sich die Bauherrschaft eine neue Treppe, die einzigartig und repräsentativ sein sollte. Gleichzeitig war Leichtigkeit gefordert – sowohl optisch als auch in Bezug auf das tatsächliche Gewicht. Für die Umsetzung ihres Entwurfs holten sich die Architekten von der AD Architektur Design GmbH Zürich die Treppenbauspezialisten von der Toggenburger Treppenbau.ch AG ins Boot. Das Holzbauunternehmen aus Ganterschwil (SG) sollte das Eichenholz-Unikat mit transparenter Acrylglasbrüstung bauen.

Gekrümmte Mittelholmwange

Besonders eindrucksvoll ist die gekrümmte Mittelholmwange des Treppenbauwerks. Um den massiven Mittelholmen zu erstellen, war neben exzellenter Handwerkskunst auch umfassendes Treppenbau-Know-how gefordert. Die sieben Meter lange Mittelholmwange wurde in der Werkhalle an einem stockwerkhohen Leimständer aus je fünf Millimeter dicken Lamellen verleimt. Wegen ihrer Grösse konnte sie nicht mittels CNC-Anlage bearbeitet, sondern musste mit konventionellen Abbundwerkzeugen gefertigt werden. Die Ausarbeitung der Geometrie war mithilfe von seitlich eingefrästen Eins-zu-eins-Schablonen am gebogenen Wangenrohling möglich. Eine hohe Massgenauigkeit des Holmen war unabdingbar, damit die einzelnen Teile der CAM-gefertigten Brüstung exakt an die Treppe passten.

 

Gebogene Acrylglasbrüstung

Um Gewicht zu sparen, sollte die Brüstung aus Acrylglas hergestellt werden. Damit lässt sich die Aufhängung beim Austrittspodest minimieren. Die Beschaffung der seitlichen Geländerplatten aus 20 Millimeter dickem Acrylglas XT stellte für das Treppenbauunternehmen jedoch eine grosse Herausforderung dar. Der geplante Lieferant war kurzfristig abgesprungen und es fand sich keine entsprechende Firma, die solche Acrylglasteile innert nützlicher Frist liefern konnte oder wollte. Kurzerhand beschlossen die Treppenbauer aus dem Toggenburg, diese Acrylglaselemente selbst herzustellen. Damit sich beim Erhitzen und Biegen der Gläser keine Dellen und Druckstellen bildeten, mussten die Negativformen mit einem samtweichen Tuch bespannt werden. Die Formen konnten später noch für die Platzierung der gebogenen Acrylglasplatten auf der CNC-Fräsmaschine verwendet werden.

 

Filigraner Handlauf

Beim CNC-Zuschnitt waren dann die richtige Tourenzahl und eine angepasst Fräsgeschwindigkeit zu beachten, um das gebogene Acrylglas nicht zu sehr zu erhitzen und um Einrisse zu verhindern. Die Handlaufkante ist mit einem aufgesetzten U-Profil versehen, das in Segmenten zugekauft und vor dem Lackieren in der Werkstatt zusammengeschweisst wurde. Der filigrane Handlauf scheint dank der transparenten Brüstung über der massiven Eichenholztreppe zu schweben. Auch die Verbindungsbolzen aus Metall, die das Acrylglas an den Treppenstufen fixieren, sind äusserst dezent gehalten. Insgesamt kamen 15 Quadratmeter Acrylglas und ein Kubikmeter europäische Eiche zum Einsatz. Die Holzoberfläche der Trittstufen erhielt ein Finish mit schwarzem Füllmaterial. Abschliessend wurde das Holz geölt. «Einzigartige Treppen zu schaffen, ist unsere Passion», so Adrian Scherrer von der Treppenbau.ch AG. «Treppen wie diese gibt es nicht ab der Stange.» 250 Stunden betrug der Arbeitsaufwand für Produktion, Zuschnitt, Metallbau, CNC-Fertigung, Vormontage und Oberflächenbehandlung. Hinzu kamen noch 60 Stunden für Planung und Beratung und etwa ähnlich viele für die Montage, die während zwei Tagen von vier Mitarbeitern ausgeführt wurde. architektur-design.ch, treppenbau.ch

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