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04/2016 Höhenflug

Stand.punkt

Die richtige Art zu bauen

Building Information Modeling (BIM) ist das Thema der Stunde. Damit es auch im Alltag der Schweizer Bauwirtschaft ankommt, gibt es neu einen Schweizer BIM-Kongress. Einmal im Jahr diskutieren hochkarätige Experten zusammen mit den Meinungsführern die nächsten Schritte.

"Egal, ob ein Bauherr BIM nun will oder nicht – es ist die richtige Art, zu planen und zu bauen. Und so machen wir es", zitiert Prof. Dr. Martin Fischer von der Standford University in Kalifornien ein Gespräch unter Kollegen. Damit macht er am ersten Schweizer BIM-Kongress vor 650 Teilnehmenden deutlich, dass es längst nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie geht. "Aktuell geht es darum, Bauprozesse zu optimieren", so der gebürtige Schweizer. Mit BIM könne jeder zu jeder Zeit an seiner Aufgabe arbeiten. BIM ermögliche, das zu planen, was der Kunde wirklich will, und sicher mit der richtigen Methode zu bauen. Bereits seit 1988, so Fischer, befasse er sich mit BIM. Aber erst seit es möglich ist, auch grosse Datenmengen zu verarbeiten, sei BIM für die Praxis relevant.

Datenmanagement entscheidet

Der erste Schweizer BIM-Kongress 2016 in Zürich zeigt insbesondere, dass BIM sowohl ein Umdenken als auch eine Adaption der gewohnten Projekt- und Arbeitsabläufe erfordert. Die Tendenz führt dabei weg vom linearen hin zum dynamischen Planungsprozess. Besondere Bedeutung kommt den Daten zu. Damit alle an Planung, Bau und Betrieb Beteiligten optimal miteinander arbeiten können, bedarf es gemeinsamer Datenmodelle für den Datenaustausch. "Der zentrale Vorteil und zugleich die grosse Herausforderung bei digitalem Bauen ist die Vernetzung der Wertschöpfungskette", bringt es Markus Weber, Präsident von Bauen digital Schweiz, auf den Punkt und wendet sich an die Referenten und Diskussionsteilnehmer auf dem Podium: "Wie kann die Politik die Bauwirtschaft in der digitalen Transformation unterstützen? Was leisten zukünftige Technologien? Wie verändert sich die Wertschöpfungskette? Wo steht die Bauwirtschaft heute und wohin geht die Reise?"

In Lebenszyklen denken

Die Schweizer Bauwirtschaft umfasst derzeit rund 60 000 Unternehmen und über 500 000 Mitarbeiter. Die Bauausgaben entsprechen zehn Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Dass die Digitalisierung zu einem tiefgreifenden Wandel dieser Bauwirtschaft führen wird, steht für die Experten im Podiumsgespräch ausser Frage. Es sei davon auszugehen, dass sich die Prozesse entlang der ganzen Wertschöpfungskette, die Zusammenarbeitskultur und die Rolle der Bauindustrie verändern werden. Neue Geschäftsmodelle und revolutionäre Arbeitshilfsmittel bergen neue Chancen, sind sich die Gesprächspartner einig. Insbesondere seien eine Steigerung der Effizienz, weniger Planungsfehler und schliesslich eine Erhöhung der Produktivität zu erwarten. "Wir müssen lernen, beim Bauen in Lebenszyklen zu denken", erinnert Hans Rupli, Präsident Holzbau Schweiz, und daran, dass die Politik auch durch ihre Entscheidungen zur Klima- und Energiepolitik indirekt Prozesse wie BIM steuert. Bei der Integration von BIM in den Bauprozess gehe es dann aber nicht nur um die technische, sondern auch um die soziale Dimension. "Ältere Mitarbeitende müssen für BIM befähigt werden", rückt er das Thema Bildung in den Fokus. Felix Amberg, Verwaltungsratspräsident der Amberg Group AG, sieht eine wichtige Funktion der Politik vor allem im Umgang mit Daten. "Politik kann bei der Digitalisierung des Bauens zwar nicht den Lead übernehmen, jedoch die Rahmenbedingungen schaffen."

BIM in der Praxis

Ein konkretes Beispiele aus der BIM-Praxis und davon, was sich im Bauprozess verändert, wenn ein Gebäude zunächst ausschliesslich digital "gebaut" wird, beschreibt Martin Vesper, CEO DigitalStrom, den Kongressteilnehmern. Was es heisst, zu einem BIM-Prozess Ja zu sagen, weiss auch Maria Åström. Als Direktorin Immobilien am Universitätsspital Zürich hat sie den BIM-Prozess im Rahmen der Gesamterneuerung des Universitätsspitals mit all seinen Herausforderungen und Potenzialen begleitet. Trotz internationalen und ersten nationalen Erfahrungen mit BIM fehlt für die digitale Transformation in der Bauwirtschaft jedoch eine einfache und allgemeingültige Prozessbeschreibung. "BIM is a journey, not a destination", macht David Philip, Global BIM/IM Director AECOM, seinen Zuhörern deutlich: Der BIM-Prozess befinde sich in einer fortwährenden Entwicklung. Der Schotte wurde 2011 vom britischen Kabinett zum "Head of BIM Implementation" bestimmt. Heute gilt Philip als ein Wegbereiter von BIM im internationalen Kontext. Er zeigte dem Auditorium mit viel Leidenschaft auf, wie BIM funktionieren kann – auch in der Schweiz.


Der BIM-Kongress

Mit der Lancierung des Schweizer BIM-Kongresses als jährliche Veranstaltung unterstützt Bauen digital Schweiz die Transformation der Schweizer Bauwirtschaft ins digitale Zeitalter. Der Kongress fand erstmals im Oktober 2016 in der Maag Halle in Zürich mit 650 Gästen statt. Der nächste Schweizer BIM-Kongress wird am 27. Oktober 2017 durchgeführt. bauen-digital.ch

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