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03/2017 Wertewandel

Stand.punkt

Energiestrategie 2050: Die Zukunft beginnt heute

Die Schweiz stellt sich hinter die Energiestrategie 2050: Mit ihrem Ja zum Energiegesetz hat sich die Bevölkerung für die Vision einer umweltbewussten Schweiz ausgesprochen. Wie geht es jetzt weiter?

Die Umsetzung der Energiestrategie 2050 erfolgt nun auf zwei Ebenen. Die eine ist die weitere Sensibilisierung der Bevölkerung. Ihr Erfolg hängt ganz von der Akzeptanz jedes Einzelnen ab. Es braucht den Willen der Menschen, ihren Umgang mit Umwelt, Klima Energie zu optimieren. Die zweite Ebene verfolgt das langfristige Ziel einer nachhaltigeren Wirtschaft. Aus Sicht der Immobilien- und Bauwirtschaft geht es um die Transformation des bestehenden Gebäudeparks in eine höhere Klima- und Energieeffizienz und die gleichzeitige Verdichtung der bestehenden Siedlungsstrukturen im Kontext der Raumplanung. So können Mehrwerte im langfristigen Werterhalt der Bausubstanz erreicht werden.

Nach der Abstimmung: Gesellschaft und Politik im Wandel

Alle Rezepte und Lösungen zur Umsetzung liegen noch nicht auf dem Tisch. Aber mit der Abstimmung zum Energiegesetz im Mai 2017 kommt auch die Investitionssicherheit. Die Anreizsysteme können ihre Wirkung entfalten und Investitionen in nachhaltige und umweltschonende Systeme belohnen – sowohl von Einzelpersonen als auch von Unternehmen. Allein schon aus volkswirtschaftlicher Perspektive ist die Investition in Effizienz geboten. Die Energiestrategie 2050 agiert proaktiv, sie fordert, fördert und belohnt die Verhaltensänderung.

Zahlreichen Akteuren aus der Wirtschaft ist die Energiestrategie 2050 ein wichtiges Anliegen. Um ihnen eine Stimme zu geben, wurde der Verein «Schweizer Wirtschaft für die Energiestrategie 2050» gegründet. Der Verband Holzbau Schweiz engagierte sich vor der Abstimmung finanziell wie auch personell stark in dessen Wirtschaftskampagne zur Sensibilisierung der Bevölkerung.

Auf gesellschaftlicher Ebene gilt es nun, die Bevölkerung auf die Ziele aufmerksam zu machen. Jeder Einzelne muss erkennen, dass er einen Beitrag leisten kann. Die Energiestrategie braucht Kommunikation genauso wie Aufklärung und motiviert zum Handeln. Das Handeln und Entscheiden des Einzelnen bewirkt den grossen Wandel und steuert das Angebot auf dem Markt. Dabei geht es um Alltagsfragen und die Suche nach umweltfreundlichen Alternativen. Das sind Fragen wie «Welches Auto will ich fahren?», «Wie will ich bauen?» oder «Welche Energie will ich nutzen?». Auf politischer Ebene wird nun diskutiert, wie die Ziele erreicht werden können. In der nächsten politischen Phase geht es somit darum, wie die Energieversorgung nachhaltiger gelöst werden kann. Gefragt sind smarte Lösungen für einen nachhaltigen Energiemix sowie kombinierte Energiesysteme, die den Markt nicht verzerren.

Das Gebäudeprogramm wurde auf jährlich 450 Millionen Franken aufgestockt. Das ermöglicht zusätzliche Investitionen in die energetische Erneuerung der Bestandsbauten. Zudem ist ein Steuerabzug möglich, wenn ein Gebäude saniert oder alternativ durch einen energieeffizienten Neubau ersetzt wird. Der Gebäudepark verbraucht 40 bis 50 Prozent der Energie. Die Bestandsbauten müssen in eine neue Zukunft geführt werden, allein schon beim Blick auf die hohen CO2-Emissionen und den enormen Energiebedarf.

Wie gelingt es, die Gebäudesanierung attraktiv zu gestalten? Das Denken in Kosten allein ist nicht zielführend. Es geht um langfristige Rentabilität. Eine energetische Sanierung bietet nicht nur einen ideologischen Mehrwert, sondern auch einen finanziellen. Wichtig sind ganzheitliche Sanierungskonzepte statt kleiner Massnahmen, die zu einem Flickenteppich an Erneuerungen führen. Es genügt nicht, heute die Fenster auszutauschen und morgen die Heizanlage. Mit einer kompletten Hausanalyse kann ein strategisches Erneuerungskonzept entwickelt werden. Das bedeutet ganzheitliche Sanierung und ist somit ein neues Denken, für das viele Hausbesitzer erst noch gewonnen werden müssen.

Konzepte sind gefragt: ganzheitlich sanieren und rentabel aufstocken

Ganzheitliche Sanierungskonzepte antworten auf technische, energetische sowie wirtschaftliche Fragen. Das macht sie sehr komplex. Deshalb muss sich die Bauwirtschaft noch stärker vernetzen. Jedes Handwerk, all die Planer und Architekten – sie besitzen das Expertenwissen. Es gilt nun, dieses Wissen zusammenzuführen, es zugänglich zu machen und von der Vernetzung zu profitieren. Das könnte die Form eines virtuellen Unternehmensnetzwerks annehmen, das Hausbesitzern die optimale Lösung anbietet. Zur Bauübergabe erhält die Bauherrschaft dann ein Serviceheft für den langfristigen Werterhalt: Es klärt auf über Massnahmen und wann welche Investition anstehen.

Eine energetische Sanierung erfordert Investitionen. Die Rentabilität steigt mit einer grösseren vermietbaren Fläche – zum Beispiel mittels Aufstockungen. Der Aufstockungsmarkt birgt weiterhin grosses Potenzial für den Holzbau. Leicht, schnell und vorfabrizierbar: Keine andere Bauweise bedient das Segment besser. Vor allem im städtischen Raum bieten Attikageschosse neuen Wohnraum mit hoher Rentabilität. So kann die energetische Erneuerung auch aus wirtschaftlicher Perspektive gelingen.
holzbau-schweiz.ch, es2050.ch

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