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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

4/2022 Für alle gemacht

Stand.punkt

«Das Holzbau-Lab bietet einen enormen Mehrwert für die Branche»

Mit dem Holzbau-LAB ist eine digitale Lern- und Informationsplattform für die Holzbaubranche entstanden. Noch besteht aber Erklärungsbedarf, welchen hohen Nutzen sie bietet. Die Branche darüber aufzuklären, hat sich Stephan Sutter, Mitglied der Zentralleitung Holzbau Schweiz, zur Aufgabe gemacht.

Interview Susanne Lieber | Foto zVg


Herr Sutter, Sie sind seit Juni 2022 in der Zentralleitung von Holzbau Schweiz im Bereich Berufsbildung tätig. Wie sehen Sie Ihre Funktion?
Als Mitglied der Zentralleitung und als Vertreter der Nordwestschweiz sehe ich mich als Bindeglied zwischen den Sektionen und Holzbau Schweiz. Ich schaue, dass der Austausch funktioniert, dass die Themen und Anliegen jeweils von der einen zur anderen Seite transportiert werden. Ich möchte dadurch Einfluss nehmen können. Die Arbeit beim Verband gibt mir die Möglichkeit, neue Blickwinkel einzunehmen und zu verstehen, was dort alles geleistet wird.

Nennen Sie uns ein Beispiel?

Die Abteilung Berufsförderung unterstützt beispielsweise Aus- und Weiterbildungswillige oder auch branchenspezifische Bildungsprojekte finanziell. Das ist ein äusserst beachtliches Angebot des Verbands. Ich bin zwar schon lange Mitglied, aber vieles war mir nicht bewusst. Ich glaube, das geht vielen anderen auch so. Sie wissen nicht, wie komplex Holzbau Schweiz aufgebaut ist und welche Möglichkeiten geboten werden.

Eines der Angebote von Holzbau Schweiz ist die neue digitale Lernplattform Holzbau-LAB. Ist der Branche das Potenzial des Labs bewusst oder muss Überzeugungsarbeit geleistet werden?

In der Branche herrscht noch eine Menge Unwissenheit darüber. Viele Leute denken fälschlicherweise, dass die Informationen, die auf der Plattform abrufbar sind, alle etwas kosten. Das stimmt aber nicht, der Grossteil ist gratis. Das Holzbau-LAB bietet einen enormen Mehrwert für die Branche, denn hier findet man alles Wissen an einem Ort. Ändert sich beispielsweise eine Bauvorschrift oder Norm, so kann dort die aktualisierte Version einfach und kostenlos abgerufen werden.


Können Sie uns noch einen weiteren konkreten Vorteil des LABs nennen?

Das LAB soll den Nutzenden die Möglichkeit bieten, sich stetig weiterzubilden – Stichwort
«lebenslanges Lernen». Nehmen wir das Thema Spezialausbildungen wie den Treppenbau: Diesbezüglich wurde bereits versucht, entsprechende Präsenzkurse anzubieten. Aber es gab zu wenig Anmeldungen und die Kurse fanden deshalb nicht statt. Online spielt es keine Rolle, ob drei oder zwanzig Interessierte teilnehmen.

Anderes Thema: Es herrscht Fachkräftemangel in der Holzbaubranche. Wie können mehr junge Leute für den Holzbau begeistert werden?

Die Betriebe müssen entsprechend attraktive Arbeitsbedingungen schaffen. Und sie müssen deutlicher hervorheben, dass der Job Zukunft hat, alleine des Themas Nachhaltigkeit wegen. Die Branche wächst, und der Lohn ist gut.

Was genau meinen Sie mit «attraktiven Arbeitsbedingungen»?

Die sogenannte Generation Z (Jahrgang 1995–2009; Anm.d.Red.) wünscht sich vermehrt Arbeitsmodelle mit Teilzeitpensen. Sie will mehr Zeit für Hobbys und Familie. Und sie schätzt das Angebot gemeinsamer Aktivitäten jenseits der Arbeit – ein gemeinsamer Apéro, Firmenausflüge?… Für Kunden nehmen sich Unternehmen immer Zeit, für Mitarbeitende oft leider zu wenig. Das sollten sie aber, es zahlt sich aus.


Was können Unternehmen sonst noch bieten, um Fachkräfte zu gewinnen?

Sie sollten die Mitarbeitenden besser in den Strategieprozess der Firma involvieren, damit sich diese auch wirklich einbringen können. In Form von Workshops oder Ähnlichem.

Was konkret bieten Sie Ihren Mitarbeitenden, um sie an die Firma zu binden?

Mit Mitarbeiterworkshops, einem transparenten Informationsfluss und einem Familientag im Sommer wird Vertrauen geschafft. Wir sind ein Team, vom Lernenden bis zum Chef, und wir pflegen eine offene Kommunikationskultur. Wir gehen einmal im Jahr mit dem Schlauchboot zusammen «böötle», von Bremgarten nach Mellingen. Und freitags machen wir immer etwas früher Schluss, um bei einem Feierabendbier oder einer Cervelat entspannt Zeit miteinander zu verbringen. Das fördert das Wir-Gefühl. Viele unserer Mitarbeitenden verbringen entsprechend auch ihre Freizeit miteinander und feiern zusammen Geburtstage oder gehen Töff fahren.                                 

Stephan Sutter

Stephan Sutter ist Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG in Mellingen (AG) und Leiter der Bereiche Beratung und Kalkulation. Der Betrieb beschäftigt 20 Mitarbeitende, davon vier Lernende. Seit Juni 2022 ist er zudem als Vertreter der Nordwestschweiz (Sektionen Aargau, Region Basel und Solothurn) in der Zentralleitung von Holzbau Schweiz im Bereich Berufsbildung tätig. voegeli-holzbau.ch

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