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02/2021 Schweizer Holz

Stand.punkt

«Der Schweizer Wald wird seit dem Jahr 1876 nachhaltig bewirtschaftet»

Er ist Erholungsraum, schützt Siedlungen vor Naturgefahren – und er ist das Erntebecken für den nachwachsenden Rohstoff Holz. Der Schweizer Wald hat viele Funktionen. Und Schweizer Holz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Trotzdem wird noch ein Grossteil des Holzes aus dem Ausland importiert. Ständerat Daniel Fässler, Verbandspräsident von WaldSchweiz, plädiert für mehr Aufklärung bei Bauherren und Planern.

Text SD | Foto ZVG

 

Wie geht es dem Schweizer Wald, Herr Fässler?
Der Zustand des Waldes ist regional verschieden. In den Jahren 2018 und 2019 war der Sommer von extremer Trockenheit und Hitze geprägt. Dies hat in vielen Regionen gravierende Spuren hinterlassen. Da auch 2020 die Jahresniederschläge in weiten Teilen der Schweiz unter dem langjährigen Durchschnitt lagen, ist die Situation für den Wald besorgniserregend. Denn viele Bäume wurden durch die Trockenheit geschwächt und sind deswegen heute auch anfälliger für Schädlinge. Da die gängigen Klimamodelle von einer weiteren Zunahme von Trockenperioden ausgehen, wird sich die Situation nicht verbessern. Ganz im Gegenteil.

Das Bauen mit Holz nahm in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Profitiert der Schweizer Wald von der gestiegenen Nachfrage?

Leider noch zu wenig. Die Nachfrage nach Stammholz aus Schweizer Wäldern hat in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Ein Grund dafür sind sicher die im Vergleich zum Ausland höheren Erntekosten. Ein anderer Grund liegt darin, dass die Verarbeitungskapazitäten der Sägereien stagnieren. Hinzu kommt, dass viele Holzprodukte in der Schweiz nicht oder in zu geringen Mengen hergestellt werden. Für die Zukunft bin ich aber optimistisch. Denn das Bewusstsein für die Leistungen des Waldes und das Interesse an regionalen Produkten nehmen ständig zu. Das zeigen auch die zahlreichen politischen Vorstösse im nationalen Parlament.

Welche Auswirkung hat die hohe Nachfrage auf die Holzpreise?

In den Nachbarländern hat die hohe Nachfrage nach Schnittholz zu entsprechenden Preiserhöhungen beim Rundholz und bei den Schnittwaren geführt. Davon ist in der Schweiz wenig zu spüren. Die Preise für Rundholz verharrten in den letzten Jahren auf tiefem Niveau beziehungsweise sind zum Teil sogar gesunken. Daran hat sich in diesem Jahr noch nichts geändert. Die schweizerische Waldwirtschaft konnte daher bis jetzt noch nicht von der in Europa zunehmenden Nachfrage nach Rundholz profitieren.

«Die meisten Bauherren wissen nicht, wo das bei ihnen verbaute Holz geschlagen wurde.»


Bis zu acht Millionen Kubikmeter könnten laut Verbandsinformationen geerntet werden, ohne den Wald zu übernutzen. Das würde zwar nicht den gesamten Bedarf decken, aber einen grossen Teil. Während Bauten entstehen, bei denen wie selbstverständlich mit lokalem Holz gebaut wird, läuft es anderswo nicht so ideal. Wo hakt es aus Ihrer Sicht?

Leider wissen die meisten Bauherren, auch öffentliche, nicht, wo das bei ihnen verbaute Holz geschlagen wurde. Viele gehen davon aus, dass es sich um Holz aus ihrer Region oder zumindest um Schweizer Holz handelt. Deshalb muss die Information von Planern und Bauherren verbessert werden. Das Problem, dass Bauen mit Schweizer Holz oft teurer ist, lässt sich damit nicht beseitigen. Aber das Bewusstsein für den wohl bedeutendsten, nachhaltig nutzbaren Rohstoff der Schweiz lässt sich stärken. Denn bei vielen fehlt schon das Wissen darüber, dass der Schweizer Wald seit der Einführung des Waldgesetzes im Jahre 1876 nachhaltig bewirtschaftet wird. Dies im Gegenteil zu den Wäldern in den meisten europäischen Staaten, aus denen Holzprodukte importiert werden.

Wie könnte der Wertschöpfungskreislauf Schweizer Holz aus Ihrer Perspektive gestärkt werden?

Die gesamte Wertschöpfungskette ist in der Organisation «Schweizer Holz» vereint. Dort können die gemeinsamen Bestrebungen noch intensiviert werden, indem sich die gesamte Wertschöpfungskette noch stärker zur Verwendung von Schweizer Holz bekennt. Ich bin guter Hoffnung, dass dies gelingt. Vor allem beim Holzbau ist der Wille, vermehrt Schweizer Holz einzusetzen, in letzter Zeit spürbar grösser geworden.

Daniel Fässler, Präsident WaldSchweiz

Daniel Fässler ist seit 2017 Präsident von WaldSchweiz, dem Verband der rund 250 000 Waldeigentümer. Als Ständerat von Appenzell Innerrhoden setzt er sich in Bundesbern auch national für die Interessen der Wald- und Holzwirtschaft ein. Er ist in einem Sägereibetrieb aufgewachsen und selbst Wald-
eigentümer. waldschweiz.ch

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