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02/2021 Schweizer Holz

BAU.WERK

Der Wald als Parameter in der Planung

Weil die Bauherrschaft so viel Holz aus dem eigenen Wald verwenden wollte wie nur möglich, passten Holzbauingenieur Johann Maître und seine Teamkollegen der Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG ihre Planung dem regionalen Vorkommen an. Es war ein besonderer Auftrag für Maître – zum einen wegen des spannenden Einsatzes von Holz, zum anderen weil es sich aufgrund seiner Grösse und Komplexität um das bedeutendste Projekt handelt, an dem er bislang mitwirken durfte.

Interview Sandra Depner | Foto zVg

 

Nicht nur der Einsatz von Laubholz ist beachtlich. Ganze 94 Prozent des Holzes stammen aus der Schweiz, der Grossteil aus der Region rund um Porrentruy. Es sollte so viel Schweizer Holz wie möglich verbaut werden. Wie hat das Ihre Planungsarbeiten beeinflusst?
Bei diesem Projekt wurde der Wunsch, mit dem Holz aus den umliegenden Wäldern zu bauen, immer wieder vorgebracht. Bei Timbatec konnte dieser Parameter von Anfang an in die Planung integriert werden und das Projekt wurde nach den zur Verfügung stehenden Mitteln entwickelt. Eine klare Spezifikation schrieb die Verwendung von möglichst viel Kantholz und die umfangreiche Verwendung von Hartholz vor. Im Wissen um die regionalen Grenzen und Möglichkeiten hat Timbatec einen etwas anderen Ansatz als üblicherweise gewählt.

Wie kann man sich das vorstellen?

Das heisst, dass das Holzmaterial durch die im Wald verfügbaren Längen und Abschnitte als bestimmendes Element in das Projekt eingebracht wurde. Die primäre Tragstruktur des Zentralgebäudes wurde daher auf diesen Parametern entwickelt, was eine hohe Effizienz und Rationalität der Konstruktion ermöglichte. Im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Holzmaterial in der Region ist das Potenzial für diese und viele weitere zukünftige Konstruktionen mehr als ausreichend, ohne das stehende Holzkapital im Wald zu schmälern. Daher können wir diese Art von Verfahren in zukünftigen Projekten nur fördern. Die Kosten wurden seit Beginn des Projekts auf einen lokalen Transformations- und Valorisierungsprozess berechnet.

1000 Kubikmeter Laubholz sollen bis zum Ende der Bauarbeiten im Oktober 2021 verbaut werden. Wieso eignet sich bei diesem Bauprojekt der Einsatz von Laubholz besonders gut?

In der Schweiz, und insbesondere im Jura, gibt es viele Buchen in den Wäldern. Auf dieser Grundlage wurde in Les Breuleux die Firma Fagus Suisse gegründet, die heute verleimte Produkte aus Buche herstellt. Von Anfang an war es beim Eisbahnprojekt ein erklärtes Ziel, diese Ressource mit ihren aus-
sergewöhnlichen Eigenschaften optimal zu nutzen. Die Festigkeit bestimmter Laubholzarten ist mehr als doppelt so hoch wie die des bisher verwendeten Standardleimholzes, das aus Weichholz hergestellt ist.

Was ergibt sich dadurch auf konstruktiver Seite?

Durch Optimierung der Querschnitte und des Holzvolumens können Strukturen mit gros-
sen Spannweiten gebaut werden. Der Einsatz von Laubhölzern erfordert aber eine klare Strategie hinsichtlich der Klimabedingungen und deren Einfluss auf das Material. Aus diesem Grund haben wir bei der Raiffeisen-Arena eine Mischung aus Buchen- und Eschenholz verwendet, wobei Letzteres weniger empfindlich auf Änderungen der Luftfeuchtigkeit reagiert.

Welche Rolle spielt Laubholz im Ingenieurholzbau heutzutage generell?

Mit den neuen Fertigungsverfahren wird der Einsatz von Harthölzern in Konstruktionen selbstverständlich. Dies gibt Holzingenieuren mehr Möglichkeiten, immer effizientere und wirtschaftlichere Strukturen zu entwickeln. Allerdings muss nun darauf geachtet werden, dass das entsprechende Material an der richtigen Stelle platziert wird, wobei die Eigenschaften der einzelnen Arten anhand zahlreicher Parameter berücksichtigt werden müssen.

Johann Maître

Nach seiner Ausbildung zum Schreiner hat Johann Maître ein weiterführendes Studium zum Holzbauingenieur mit dem Schwerpunkt Konstruktion und Technik absolviert. Seit Februar 2017 ist er Teil der Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, seit Januar 2021 Leiter der Niederlassung in Delémont (JU).
timbatec.com

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