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02/2021 Schweizer Holz

Stand.punkt

«Es braucht wieder ein stärkeres Bekenntnis zur Holznutzung»

Zwischen dem Schweizer Wald und dem Schweizer Holzbau steht eine wichtige Schnittstelle: All die Sägewerke und Betriebe, die den gefällten Baum zu den gewünschten Werkstoffen und Fabrikaten weiterverarbeiten. Deren Interessen vertritt Thomas Lädrach als Präsident des Verbands Holzindustrie Schweiz (HIS). Um die Nachfrage nach Schweizer Holz zu erfüllen, schlägt Lädrach einen pragmatischen Ansatz vor.

Text SD | Foto zVg


Herr Lädrach, wo hakt es aus Ihrer Sicht in der Wertschöpfungskette?
In vielen Bereichen haben wir eine funktionierende und leistungsfähige Wertschöpfungskette. Es ist bekannt, dass es bei einigen wichtigen Holzbauprodukten Lücken gibt. Natürlich ist die Deindustrialisierungs-Tendenz auch in der Holzindustrie spürbar. Erfreulicherweise beobachten wir wieder grössere Investitionsprojekte, was sowohl für die Waldbesitzer als auch die Holzbauer von Bedeutung ist. Beim Rohstoff sehen wir seit Jahren Sortimentsveränderungen. Der Energieholzanteil nimmt stetig zu und das Nadelstammholz geht zurück. Die Bestandespflege wurde in den letzten 20 bis 30 Jahren vernachlässigt, was sich nun zunehmend auf die Holzqualität auswirkt. Das drückt natürlich auf die Wirtschaftlichkeit bei der Holznutzung.

«Erfolgversprechender scheint mir die Erweiterung an Standorten, wo schon heute Holz verarbeitet wird.»


Wie könnte der Wertschöpfungskreislauf Schweizer Holz aus Ihrer Perspektive gestärkt werden?

Grundsätzlich bewegen wir uns in einem freien Markt, das heisst, es gibt kaum Handelshemmnisse für den Holzimport oder -export. Unternehmerische Investitionsentscheidungen fallen immer auf der Basis von individuellen Markteinschätzungen und der persönlichen Risikobereitschaft. Wie für alle flächenintensiven Branchen stellt sich bei grösseren Investitionsprojekten die Landfrage. Neuansiedlungen auf grüner Fläche benötigen rasch einmal voll erschlossenes Industrieland von mehr als 20 000 Quadratmetern. Erfolgversprechender scheint mir die Erweiterung an Standorten, wo schon heute Holz verarbeitet wird. Es braucht aber auch wieder ein stärkeres Bekenntnis für die Holznutzung. Dazu bedarf es einer Förderung der Waldeigentümer-Interessen und weitere strukturelle Verbesserungen in der eigentumsübergreifenden Waldbewirtschaftung. Vielversprechend sind auch die positiven Beispiele, bei denen Holzbaubetriebe und Sägewerke Kooperationen oder eine sehr enge Zusammenarbeit eingegangen sind.

Kürzlich äusserte sich Unternehmer George Kuratle im firmeneigenen Magazin «Kuratle News» Kritik an der Wertschöpfungskette Schweizer Holz, genauer gesagt an der Schweizer Holzindustrie: «Die Bereitstellung von Holz aus dem Wald wird nicht vorangetrieben. Trotz Millionen von Franken, welche in die Holzindustrie fliessen, verzeichnet das Holzangebot aus dem Schweizerwald keine Zunahme.» Wie stehen Sie dazu?

Unsere Erhebungen zeigen, dass die verarbeiteten Schnittholzmengen in den letzten Jahren trotz widriger Marktbedingungen gesteigert werden konnten. Die Mitglieder der Fachgruppe Leimholz HIS haben ihre Produktion zwischen 2016 und 2019 um 38 Prozent auf 165 000 Kubikmeter gesteigert. Der Nadelrundholz-Einschnitt hat sich seit einigen Jahren bei rund 1,85 Millionen Kubikmetern stabilisiert. Im Aussenhandel ist der Import von bearbeitetem Schnittholz seit einigen Jahren rückläufig. Auch der Import von rohem Schnittholz stagniert. Mit anderen Worten: Die Betriebe der Holzindustrie konnten ihre Marktstellung behaupten und sogar ausbauen. Zu all diesen Entwicklungen hat nicht zuletzt auch das CO2-Senkenprojekt beigetragen. Die jüngsten Marktentwicklungen stimmen mich positiv, dass dieser Trend fortgesetzt werden kann. Allerdings geht diese Entwicklung etwas am Holzhandel vorbei, da die Holzindustrie oft den direkten Absatz zum Holzbauer sucht.

Thomas Lädrach, Präsident Holzindustrie Schweiz

Der Betriebsökonom Thomas Lädrach ist Geschäftsführer der Olwo Sägewerke in Worb (BE) und Erlenbach (BE). Lädrach steht dem Verband Holzindustrie Schweiz als Präsident vor. Zur Dachorganisation der Schweizer Säger und verwandter Holzbetriebe zählen rund 230 Mitglieder. Als Präsident der Task Force Wald + Holz + Energie (TF WHE) vertritt Lädrach die Interessen der Schweizer Rohholzverarbeiter aus dem Holz- und Energiesektor. holz-bois.ch

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