Magazin FIRST

Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

01/2020 Spannend

WELT.WEIT

Kiste auf Kiste

Das Odunpazari Modern Museum zeigt zeitgenössische Werke türkischer sowie internationaler Künstler. Das von Kengo Kuma and Associates (KKAA) entworfene Bauwerk stapelt sich Kiste um Kiste ins historische Quartier der Universitätsstadt Eskisehir im Nordwesten der Türkei.

Text PD, SD | Fotos und Plan KKAA

 

«Wir wollen die internationale Kunstwelt hierherbringen», sagte der Gründer Erol Tabanca bei der offiziellen Eröffnung des Odunpazari Modern Museum, kurz OMM, im September 2019. «Und wir wollen junge Künstler aus der Region mit internationalen Künstlern verbinden.» Das Museum zeigt abwechselnd Ausstellungen sowie einen Grossteil der Privatsammlung Tabancas: etwa 1000 Werke von den 1950er Jahren bis heute, wobei der Schwerpunkt auf der türkischen Kunst liegt. Tabanca ist in der Stadt Eskisehir aufgewachsen. Mit dem Neubau will er die türkische Kunst fördern und einen kulturellen Beitrag für die Stadt leisten.

Das OMM beherbergt neben Ausstellungsräumen auch Werkstätten, ein Café und eine Boutique. Der Standort des Museums liegt im Quartier Odunpazari: ein Areal an der Schwelle zu einem sich neu entwickelnden, urbanen Gebiet mit Wurzeln in einer kleinräumigen Stadtlandschaft. Hier stehen die traditionellen osmanischen Holzhäuser mit ihren auskragenden Obergeschossen, die in Linien entlang der mäandernden kleinen Strassen gebaut wurden.

 

Osmanische und japanische Elemente

Das Design des neuen OMM liess sich von der traditionellen Struktur der umliegenden Häuser inspirieren, erinnert aber auch an die japanische Architektur. Die Konstruktion aus Stahl und Beton ist dabei ganz in Holz gehüllt. Das Ensemble aus elf aufeinandergestapelten, verdrehten Kisten verdichtet das Volumen. Diesen Eindruck verstärkt die vorgehängte Fassade aus massiven, ineinandergesteckten Balken, die an japanische Holz-Holz-Verbindungen erinnern. Der Entwurf von KKAA versucht, das Strassenbild aufzunehmen und den Neubau im Quartier zu integrieren. Die gestapelten Kisten auf Strassenebene stehen im Massstab der umliegenden Häuser und wachsen zur Mitte des Museums hin höher. Die ineinandergreifenden Kisten sind in verschiedenen Grössen entworfen. Im Inneren schaffen sie so sehr unterschiedliche Ausstellungsräume. Die Boxen auf dem Bodenniveau bieten Möglichkeiten für grossformatige Kunstwerke und Installationen. Auf den oberen Ebenen werden die Kisten kleiner – hier ist der Ausstellungsraum für intimere Kunstwerke gedacht. Das zentrale Atrium, das den Stil der Fassade aus Holzblöcken fortführt, verbindet die einzelnen Ebenen und lässt von oben Tageslicht in das Gebäudeinnere dringen.

Hommage an den alten Holzmarkt

Der Name des Quartiers «Odunpazari» ist Türkisch und bedeutete «Holzmarkt». Die Aussenhülle aus Holz nimmt die Geschichte und die Erinnerung an diesen Ort auf, der früher als Holzhandelsmarkt fungierte. Den Architekten lag aber auch die Zukunft des Quartiers am Herzen. An der Eröffnungsfeier sagte Yuki Ikeguchi, Projektleiterin bei KKAA: «Wir hoffen, dass das Museum der Stadt Eskisehir neues Leben einhauchen und zu einem zentralen und einladenden Treffpunkt für die Stadt wird.» omm.art, kkaa.co.jp 

Das Projekt – die Fakten

Projekt: Kunstmuseum Odunpazari Modern Museum (OMM)
Standort: Odunpazari Eskisehir (TUR)
Baujahr: 2019
Bauherrschaft: privat
Architektur: Kengo Kuma and Associates, Tokio / Paris
Bauherrschaft und Generalunternehmer: Polimeks Holdings, Istanbul (TUR)
Ausstellungsfläche: 4500 m2
Fassadenmaterial: Brettschichtholz Kiefer

Magazin Wir HOLZBAUER

Das Mitglieder- und Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz