Magazin FIRST

Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

02/2019 Reflektiert

Stand.punkt

Moderne Arbeitswelten aus und mit Holz

Insbesondere im städtischen Raum herrscht ein Überangebot an konventionellen Büroflächen. Der Druck auf Investoren nimmt zu. Da stellt sich nun die Frage, wie Gebäudestrukturen für die Zukunft gestaltet werden müssen. Künftige Bedürfnisse können wir nur erahnen. Wir können heute aber schon die Grundlage für eine flexible Gebäudestruktur schaffen, die dafür Entwicklung und Spielraum zulässt.

Der Wandel unserer Arbeitswelt zeigt sich schon allein anhand der Dezentralisierung der Arbeit – man arbeitet im Homeoffice, im Zug oder an flexiblen Arbeitsplätzen im Gebäude selbst. In Zeiten, in denen das Angebot vermietbarer Gewerbeeinheiten die Nachfrage übersteigt – insbesondere in städtischen Ballungsgebieten – da stellt sich die Frage des Alleinstellungsmerkmals. Wie kann sich ein Bauherr oder Investor mit seinem Bauwerk von der Konkurrenz auf dem Markt abgrenzen? Eine Lösung kann da der Holzbau bieten – weil er flexibel, nachhaltig und ästhetisch ist.

In den gewerblichen Gebäudestrukturen, wie wir sie heute vielfach vorfinden, sieht man, dass in der Planung das Thema Dezentralisierung von Arbeit noch keine Rolle gespielt hat. Über Jahrzehnte hinweg galt im Dienstleistungsbereich: Wer arbeitet, der geht ins Büro. Das heisst auch, dass es für jeden Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz gab. Die Gesellschaft hat sich gewandelt und damit auch die Arbeitswelt. So sind gewisse Gebäudestrukturen und Raumprogramme nicht mehr gefragt. In konventionell geplanten Bestandsbauten gibt es wenig Spielraum, innerhalb der Gebäudestruktur auf die neuen Bedürfnisse zu reagieren.

Wechselspiel in der Gebäudestruktur: Zwischen Rückzug und Offenheit

Gebäudestrukturen brauchen eine gewisse Flexibilität, um auf die heutige Arbeitswelt, aber auch in Zukunft reagieren zu können. Das heisst, dass konzeptionell eine Gebäudestruktur gefragt ist, die sehr flexibel ist. Sie soll sowohl geschützte Einheiten für das ruhige und konzentrierte Arbeiten als auch offene Einheiten bieten. In diesen bewegen sich die Menschen in der Kreativphase, in der sie sich vernetzen und sich bewusst beeinflussen lassen. Die Konstruktion muss demnach in der Lage sein, das Wechselspiel zwischen Offenheit und Rückzug zu ermöglichen.

Alleinstellungsmerkmal: Die Erlebniswelt Holzbau

Der Vorteil von Bauwerken in Holzbauweise ist, dass mit dem richtigen Verständnis von der Konstruktion und der Statik die Gebäudestrukturen mit wenig Aufwand verändert werden können. Wenn es also um Umbauten oder neue Raumkonzepte geht, ist es die Leichtbauweise, die hier im Vergleich zur konventionellen Bauweise einen Vorteil bietet.

Letztlich ist die Erlebniswelt entscheidend, die wir bauen. Wie sehen die neuen Arbeitsmodelle aus und was hat das für einen Einfluss darauf, ob ein Bauwerk diese Bedürfnisse erfüllt oder nicht? Welche Atmosphäre schafft ein Raum oder das gesamte Gebäude? Menschen, immer mehr auch der jüngeren Generationen, fragen nach dem Ursprung der Dinge und wollen einen Bezug herstellen. Wer es schafft, die Leute für ein Gebäude zu begeistern, sie für eine Bauweise zu faszinieren, der schafft damit eine Art Erlebniswelt und Identität: Menschen entdecken das Bauwerk und bauen einen Bezug dazu auf. Gepaart mit Informationen aus der Entstehungsgeschichte stellt der Holzbau an sich schon eine Erlebniswelt dar. Er erzählt vom Arbeiten mit dem Holz – auch mit anderen Materialien –, von dem Einsparen von Kohlenstoffdioxid, von Innovationskraft und vom Umdenken im Bauwesen. Oder man denke an den positiven Nebeneffekt von der Holzbauweise: wenn nämlich ein im Vorfeld vorgefertigter Holzbau in seinen Einzelteilen auf der Baustelle ankommt und dort in sehr kurzer Zeit zu einem Gebäude errichtet wird – ein faszinierender Moment in der Entstehungsgeschichte eines Gebäudes. Und so kommt es vor, dass Investoren ihre Holzhochhäuser entsprechend medial platzieren: Sie begleiten den Baufortschritt, erzählen die Geschichte hinter dem Gebäude selbst und lassen potenzielle Interessenten und Mieter schon früh in die Erlebniswelt Holzbau eintauchen. So hebt man sich von der Masse der Angebote ab.

Arbeitsraum der Zukunft: Sinneswelt für mehr Kreativität

Wie man sich von der Masse abhebt, zeigt auch die Firma Swatch. Der Uhrenhersteller setzt auf einen geschwungenen Holzbau, eine spektakuläre Freiform. Warum baut eine Firma so ein Gebäude, das komplett aus dem traditionellen Rahmen fällt? Weil sie damit eine Erlebniswelt schafft, was wiederum Kunden und Mitarbeitende beeinflusst und anzieht. Mit dem Neubau vermittelt das Unternehmen seine Stärke und Präsenz.

Wer sich heutzutage mit seinem Produkt oder seiner Dienstleistung auf dem Markt abgrenzen will, der muss sein Ziel mit mehr Kreativität anpacken. Und dafür einen Raum schaffen. Für den kreativen Spielraum bietet sich der Holzbau an. Nicht nur weil die Leichtbauweise flexibel auf Raumbedürfnisse antwortet, sondern auch die passende Umgebung bietet. Holzbau an sich fördert als ästhetische und haptische Sinneswelt die Kreativität.

holzbau-schweiz.ch

Magazin Wir HOLZBAUER

Das Mitglieder- und Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz