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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

02/2021 Schweizer Holz

BAU.WERK

Neue Hallen für das Holz

Die Kuratle Group ist ein wichtiger Player auf dem Markt der Bau- und Holzwerkstoffe. Jüngst hat das in den 1950er-Jahren gegründete Familienunternehmen in die Zukunft investiert: mit drei neuen Industriehallen am Hauptsitz in Leibstadt. Im Tragwerk der Konstruktionen kommt genau das zum Zug, worauf die Firma spezialisiert ist: Holz.

Text PD, SD | Fotos und Pläne zVg

 

Das Ortsbild der Gemeinde Leibstadt im Aargau prägen zwei Landmarken: der Kühlturm des Kernkraftwerks Leibstadt und ein markantes Industriegebiet. Markant, weil die Hallen in Blau auf dem weitläufigen Areal die sonst sehr ländlich-dörfliche Kulisse kontrastieren. Auf einer Fläche von 90 000 Quadratmetern hat hier eines der wichtigsten Drehkreuze der Schweizer Holzwirtschaft seinen Hauptsitz: die Kuratle Group. Das Handels- und Logistikunternehmen mit rund 750 Mitarbeitenden legt den Schwerpunkt auf die verarbeitende Holz-, Holzbau-, Küchen-, Möbel-, Boden- und Parkettindustrie. Das Industrieareal in Leibstadt entstand in den 1970er-Jahren und wurde damals vorwiegend zur Spanplattenherstellung genutzt. Nach dem Kauf des Areals Anfang der 1990er-Jahre erneuerte die Kuratle Group sukzessive diverse Hallen, um sie dem Stand der Technik anzupassen und einer neuen Nutzung zuzuführen. Zur aktuellsten Modernisierung auf dem Gelände gehören die 2020/2021 erfolgten Arbeiten am Gebäudepark: Die in die Jahre gekommenen Hallen 8, 9 und 11 wurden durch entsprechende Ersatzneubauten in Holzbauweise ersetzt. Die Hallen dienen der Lagerung. Zudem wurde im Zuge der Modernisierung und Optimierung eine Teilfläche durch technische Aufwertung der Gebäudeinfrastruktur neu auch für industrielle Vorfertigungsprozesse nutzbar gemacht.


«Mach was mit Holz»
«Mach was mit Holz» – so lautet der Slogan der Kuratle Group. Nachdem George Kuratle die von seinem Vater 1955 gegründete Unternehmung in den 1980er-Jahren übernommen hatte, förderte er konsequent den Werkstoff Holz und prägte die Branche massgeblich mit seinen innovativen Ideen. Auch in der dritten Generation wird die Holzbauweise weiter gelebt und umgesetzt. So wurden in den vergangenen Monaten bei den drei Hallen rund 1300 Kubikmeter Holz verbaut – und überall da, wo es möglich war, kam Schweizer Holz zum Einsatz. Wichtig war den Verantwortlichen, dass die neuen Lagerhallen auch mit einer Kranbahn genutzt werden können, was eine statische Vorbereitung der Kranbahnauflieger erforderte. Zudem sollten die Bauwerke über eine beheizte Lagerfläche verfügen. Für die gewünschte Wärme von unten sorgt heute eine Fussbodenheizung, die von 20 Zentimetern Stahlfaserzementbeton überdeckt ist. Die übrige Wärmeleistung erbringt die mit Rest- und Abfallholz befeuerte Heizung auf dem Areal. Die Konstruktion der Halle 11 besteht aus Brettschichtholzbindern und Giebelwänden mit Brettschichtholz. Bei den Hallen 8 und 9 kommen dann noch längsseitige Stahlstützen hinzu: Sie tragen die erwähnte Kranbahn. Die Wände sind aussen mit den markant blauen Sandwichelementen eingedeckt. Die darunterliegende Wandkonstruktion setzt sich aus einer mit Steinwolle gedämmten Ständerkonstruktion und OSB- beziehungsweise Dreischichtplatten zusammen. Die aus Duo- und Brettschichtholz konstruierten Flachdächer mit einer Neigung von 1,5 Prozent sind mit einer leistungsstarken Photovoltaikanlage eingedeckt.


Bau während des laufenden Betriebs

Die Planungsphase für dieses Bauprojekt begann im März 2020, der Baubeginn erfolgte bereits im September letzten Jahres. Nach dem Bau der neuen LKW-Parkplätze und der ersten neuen Halle (11) im Herbst, wurden bis Jahresende die beiden weiteren Hallen 8 und 9 im Rohbau erstellt. Eine knapp bemessene Zeit – besonders, da der Umbau während des laufenden Betriebs erfolgte. Das bedeutete für das international agierende Unternehmen, dass mit teils eingeschränkten Lagerkapazitäten zu rechnen war sowie Logistik- und Arbeitsprozesse dynamisch dem Baufortschritt angepasst werden mussten.
 
Damit ist die vierte Etappe der strategischen Arealentwicklung genommen. Mit zwei folgenden Etappen in den kommenden zwei bis vier Jahren will die Kuratle Group ihr Firmengelände endgültig fit für die Zukunft des Holzes machen. kuratlegroup.com 

Das Projekt – die Fakten

Objekt: Industriehallen 8, 9 und 11, Ersatzneubauten
Standort: Leibstadt (AG)
Fertigstellung: 2020 (Halle 11), 2021 (Hallen 8 und 9)
Bauherrschaft: Kuratle Immobilien AG, Leibstadt
Architektur: Vogel Architekten AG, Rheinfelden (AG)
Holzbau: Häring AG, Eiken (AG) (Halle 11), Vögeli Holzbau AG, Kleindöttingen (AG) (Hallen 8 und 9)
Holzbauingenieur: Häring AG (Halle 11), Hüsser Holzleimbau, Bremgarten (AG) (Hallen 8 und 9)
Baukosten: CHF 7,8 Millionen, davon CHF 3,5 Millionen für den Holzbau
Gebäudevolumen (SIA 416): 12 000 m3 (Halle 11), 95 000m3 (Hallen 8 und 9)
Bruttogeschossfläche (SIA 416): 1396 m2 (Hale 11), 6681m2 (Hallen 8 und 9)
Holz: rund 1300 m3, davon für das Tragwerk aus Brettschichtholz 77 m3 (Halle 11) bzw. 700 m3 (Hallen 8 und 9)

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