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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

1/2022 In Holz denken

BAU.WERK

Summ, summ, summ ...

Die «Casa dell'Ape», zu Deutsch Bienenhaus, war eines von 15 Bauprojekten aus dem Tessin, die 2021 zum Prix Lignum eingereicht wurden. Der kleine Holzbau von Architekt Enrico Sassi ist der Ausbildung von Imkern gewidmet. Klar in seiner Struktur und Form, lässt er nicht nur Bienen «schwärmen».

Text Susanne Lieber | Fotos Marcelo Villada | Pläne Enrico Sassi

Was muss ich als Imkerin, als Imker tun, damit der Honig ertragreich fliesst? Wie ist ein Bienenvolk überhaupt organisiert? Und was hat es mit der gefürchteten Varroamilbe auf sich? Wer sich in der Imkerei ausbilden lassen und tiefer in die Materie einsteigen will, bekommt die Antworten in der «Casa dell?'Ape». Das Ausbildungsgebäude für angehende Bienenzüchterinnen und -züchter bietet Raum für den fachkundigen Umgang mit den emsigen Insekten.

Entstanden ist der kleine, ungedämmte Holzbau, der auf einem leicht abschüssigen Grundstück in Coldrerio (nördlich von Chiasso) gelegen ist, im Jahr 2020. Nicht umsonst wurden schon Vergleiche gezogen mit antiken Tempeln – Analogien lassen sich beim Anblick nicht von der Hand weisen.

Das Gebäude, das von zwei Laubengängen flankiert wird, ist modular und einfach aufgebaut. Insgesamt 56 schlanke Stützen aus Schweizer Tannenholz bilden zusammen mit 13 Deckenbalken, ebenfalls aus Tannenholz gefertigt, die Tragstruktur des Baus. Die Stützen, deren Abstand jeweils 130 Zentimeter beträgt, weisen eine Kantenlänge von 14 auf 14 Zentimetern auf. Pro Stütze sind jeweils zwei gegenüberliegende Seiten mit einer vertikalen, zwei Zentimeter breiten Nut versehen, was die Bauteile noch schlanker erscheinen lässt. Die 39 auf 14 Zentimeter grossen, aufliegenden Balken überspannen das Gebäude mit knapp acht Metern.

Wand- und Deckenmodule aus gelben Schalungsplatten definieren die Kubatur des rechteckigen Baukörpers, dessen Seitenlängenverhältnis eins zu zwei beträgt. Das Gebäudevolumen ist unterteilt in zwei unterschiedlich grosse Räume, die durch eine Glasscheibe voneinander getrennt sind. Die beiden Räume haben je unterschiedliche Funktionen: Im grösseren werden die verschiedenen Tätigkeiten des Imkers und der Umgang mit den Bienen vermittelt. Dabei immer im Blick: die sechs Bienenstöcke vor dem Fenster und die sanft hügelige Umgebung von Coldrerio. Im kleineren Raum wird gezeigt, wie Honig gewonnen wird. Hier steht die entsprechende Ausrüstung bereit.

Die hölzerne Tragstruktur des Gebäudes steht auf einem fünfzig Zentimeter hohen und drei­stufigen Betonsockel. Darauf sind die Stützen mit kleinen Metallfüssen fixiert. Dass diese mittlerweile korrodieren, ist vom Architekten durchaus gewünscht. Und trägt zum rustikalen Charakter des Bienenhauses bei – genauso wie die geflammte und gebürstete Oberfläche des Tannenholzes.

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