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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

04/2020 Auf der Überholspur

Stand.punkt

«Vom Waldbesitzer bis zum Endverbraucher»

So denkt Richard Frischknecht die Wertschöpfungskette des heimischen Holzes. Das geht laut Frischknecht aber nur, wenn man den wahren Wert des Waldes kennt. Und bereit ist, dafür zu bezahlen. Das revidierte öffentliche Beschaffungsrecht rückt ab 2021 die Nachhaltigkeit mehr in den Fokus. Und damit auch den Holzbau, ist sich Frischknecht sicher.

Interview Sandra Depner | Foto zVg


Die öffentliche Hand setzt mehr und mehr auf Holz. Was sind Ihrer Ansicht nach die Gründe dafür?

Dass die öffentliche Hand mit Holz baut, haben wir unserer innovativen Branche zu verdanken. Die intensive Vorarbeit unserer Institutionen haben massgebend dazu beigetragen, Architekten, Ingenieuren und der öffentlichen Hand aufzuzeigen, dass Holz nicht nur schön sein kann, sondern auch sicher. Ob brandtechnisch, erdbebensicher oder einfach nur ästhetisch, schlank und schön – wer mit dem Rohstoff Holz baut, baut modern.
 
Inwieweit spielt die Herkunft des Holzes eine Rolle?

Die Herkunft des Holzes spielt immer mehr eine gewichtige Rolle. In der heutigen Zeit sind kurze Transportwege von enormer Bedeutung. Die graue Energie der Transporte sollte offen ausgewiesen und begründet werden müssen. Nur wenn wir unseren heimischen Wald und unser Holz auch für die Holzbaubranche und die Wirtschaft nutzen, erkennen wir den wahren Wert unserer Wälder an. Das Argument, dass unser heimisches Holz bezüglich optischer Qualität zurückbleibt, lasse ich nicht gelten. Über 80 Prozent des verbauten Holzes ist nach Fertigstellung nicht sichtbar. Wir müssen unsere komplette Wertschöpfungskette stützen und fördern – vom Waldbesitzer bis zum Endverbraucher. Nur so bleibt unser Wald auch als Nutzfläche für die Wirtschaft im Bewusstsein und verkommt nicht zum reinen Energieträger oder Naherholungsgebiet.
 
Nun herrscht im öffentlichen Beschaffungswesen ein Preiswettbewerb und das wirtschaftlich günstigste Angebot erhält den Zuschlag. Was bedeutet das für Sie als Holzbauunternehmer?

Im heutigen Beschaffungsrecht ist immer der Preis im Vordergrund. Das ist ein grosses Problem unserer Gesellschaft, das sich im dümmsten Spruch unserer Zeit widerspiegelt: «Geiz ist geil.» Wir in unserer stolzen Branche sind aber selber schuld: Obwohl wir den Wert unseres Produkts kennen, verschenken wir es. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht für Preisabsprachen. Aber wir sollten uns alle einmal über unsere Preispolitik Gedanken machen. Nur wer auch etwas verdient, kann Steuern zahlen, Investitionen tätigen und unsere Wirtschaft fördern sowie attraktive Arbeitsplätze sichern und erhalten.
 
Am 1. Januar 2021 tritt das revidierte Beschaffungsrecht in Kraft. Damit soll künftig das vorteilhafteste Angebot den Vorzug erhalten. Die Holzbaubranche hofft, dass es zu einem weiteren Aufschwung in der Nachfrage seitens öffentlicher Bauherren kommt. Was sind Ihre Erwartungen?

Von der Revision verspreche ich mir sehr viel. Dass damit das vorteilhafteste Angebot den Vorzug erhält, ist ein Meilenstein. Die Vorteile der Holzbranche liegen auf der Hand, wir müssen sie nur klar und deutlich zu verkaufen wissen: CO2-neutral, kurze Wege und die Schönheit unseres Naturproduktes. In den letzten 15 Jahren haben wir schon ein gutes Stück an Wirtschaftsanteilen zugelegt. Aber es liegt sicher noch ein grosses Potenzial brach.

Richard Frischknecht

1994 machte sich Zimmermeister Richard Frischknecht mit der Frischknecht Holzbau Team AG in Kloten (ZH) selbstständig. Seit 2012 ist er Präsident Sektion Zürcher Unterland von Holzbau Schweiz. 2016 übernahm er das Amt des Stiftungsratspräsidenten des Ausbildungszentrums Holzbau Kanton Zürich. Seit 2017 engagiert er sich als Mitglied der Zentralleitung von Holzbau Schweiz im Bildungsressort. holzbau-team.ch

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