Walz

Auf der Walz
Was früher ein vertrautes Bild war, ist heute nicht mehr so oft gesehen: Mit breitkrempigem Schlapphut, Stenz und Bündel, in schwarzer Cordkluft wandern die jungen Zimmerleute auf der Walz durch die Länder. Während drei Jahren und genau einem Tag dürfen sie ihrer Heimat nicht näher als 50 Kilometer kommen. Heute sind weltweit noch rund 600 bis 800 Gesellen unterwegs. Davon stammt ein überragender Anteil aus dem Zimmereihandwerk.
Auf dem Weg zum Meister
Sinn und Zweck der Walz war und ist es, das Handwerk nach der Lehre weiter zu verfeinern, neue Techniken zu erlernen und Berufserfahrung als Geselle bei unterschiedlichen Meistern zu sammeln. Im Holzbau wird noch heute grossen Wert auf die Tradition der Wanderjahre gelegt. Lange Zeit war die Walz bei den Handwerkern sogar Voraussetzung, um Meister ihres Fachs zu werden.
Strapazen die sich lohnen
Erfahrungen im Beruf sammeln, gleichzeitig andere Kulturen und Menschen kennen lernen – diese Aussicht reizt die jungen Zimmerleute von heute. Trotz der Vorschrift, dass man nur zu Fuss, notfalls auch per Anhalter unterwegs sein darf. Selber fahren ist verboten, das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel verpönt.
Reizvoll scheint vielen die Gratwanderung zwischen Dazugehören und Ausgeschlossen sein, so fern von daheim und selten mit vollem Portemonnaie. Ohne zu wissen, was morgen sein wird, wo es sein wird. Der Kitzel ist vorprogrammiert. Schon immer galt der Wanderbursche als Abenteurer an der Grenze zum Aussenseiter.
Ehre und Kameradschaft sind immens wichtig. Die Zimmerleute sind stolz auf ihren Berufsstand. So stolz, dass sie den Mut haben, sich auf ein entbehrungsreiches, dafür umso spannenderes Abenteuer einzulassen. Gestern. Heute. Morgen.
Video: Zimmerleute auf der Walz
Quelle: SRF, Kulturplatz vom 21. Mai 2014, 22:25 Uhr
Quelle: SRF, Aeschbacher vom 15. Oktober 2009, 22:26 Uhr