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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

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Das Mitglieder- und Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz

01/2018 Präzision beim Hausbau

BEWEGEN

Die Schweiz in Garmisch

Drei Tage Holzbau total: Das 23. Internationale Holzbauforum (IHF) in Garmisch-Partenkirchen hat den 1700 Teilnehmenden, davon rund 260 aus der Schweiz, wieder eine grossartige Netzwerkplattform geboten – und mit mehr als 60 Vorträgen auch jede Menge aktuelles Holzbau-Know-how.

Text Dorothee Bauland | Grafik Burkhard Meyer Architekten, Voll Arkitekter/CTBUH, RLP Rüdiger Lainer + Partner

Nicht wenige der Referenten kamen aus der Schweiz und legten entsprechend den Fokus auf die hiesige Holzbauentwicklung – ob nun Emil Bischofsberger (Vereinigung kantonaler Feuerversicherungen, Bern), der gleich zu Beginn der dreitägigen Veranstaltung die veränderten Rahmenbedingungen im Brandschutz vorstellte, oder Fabian Scheurer (Design-to-Production, Zürich) und Stefan Jack (Güdel, Langenthal), die sich den digitalen Planungsprozessen und der robotergestützten Automation im Holzbau widmeten. Sinn und Sinnlichkeit in der Architektur waren das Thema von Carlos Martinez (Carlos Martinez Architekten, Berneck), das Denken im System erläuterte Katrin Merz (Bauart Architekten, Bern). Auch Schweizer Leuchtturmprojekte wurden vorgestellt; wie etwa das Swatch-Gebäude in Biel von Richard Jussel (Blumer-Lehmann, Gossau) und das erste Schweizer Holzhochhaus «Suurstoffi» in Rotkreuz-Risch von Patrick Suter (Erne Holzbau, Laufenburg). «Mit 36 Metern nur ein Hoch-Häuschen», relativierte er angesichts der nachfolgend vorgestellten Projekte aus Norwegen (Mjøstårnet) und Österreich (HoHo Wien) mit 81 respektive 84 Metern. Doch die bauliche Herangehensweise beim Projekt «Suurstoffi» war für das Publikum nicht minder spannend, eröffnet sie doch auch Möglichkeiten für künftig höhere Holzbauten. Baukonzepte für den mehrgeschossigen Brettsperrholzbau präsentierte Philipp Zumbrunnen, der für Eurban Limited in London tätig ist. Einen direkten Vergleich zwischen Skelett-, Rahmen- und Brettsperrholzbauweise präsentierte Pirmin Jung (Pirmin Jung Ingenieure, Rain). Im Bereich Forschung und Entwicklung standen Aspekte zum Verkleben und Vergiessen im Zentrum. Hier erläuterte Thomas Volkmer (Berner Fachhochschule, Biel) die Möglichkeiten der Keilzinkenverbindung und Flächenverklebung für Brettschichtholz aus Buche. Stefan Zöllig (TS3 Timber Structures 3.0, Thun) vertiefte die stirnseitige Verklebung von Holz und Thomas Strahm (neue Holzbau, Lungern) zeigte am Beispiel der Pilatus-Produktionshalle in Stans, wie Träger aus Buchenfurnierschichtholz mit eingeklebten Gewindestangen funktionieren. Ein Abstecher in das Schweizer Berufsbildungssystem mit Walter Röllin (Berufsbildungsinspektorat Kanton Zürich) und Peter Elsasser (Bereichsleiter Bildung Holzbau Schweiz, Zürich) rundete das Schweizer Engagement am IHF ab.

 

Wohin mit dem Geld?

Als Verein hat Forum Holzbau zum Ziel, den Einsatz von Holz im Bauwesen zu fördern. Die Kongresse von Forum Holzbau sind lukrativ – insbesondere das IHF in Garmisch. Wohin also mit den überschüssigen Mitteln? Die Einnahmen sollen im Sinne der Holzwirtschaft für die Unterstützung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten von Studierenden eingesetzt werden. Zu diesem Zweck wurde nun eigens die Stiftung Forum Holz gegründet. Vorgestellt wurde sie im Dezember an der Pressekonferenz in Garmisch. «Die Stiftung wird die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Erziehung sowie Volks- und Berufsbildung insbesondere im Bereich Holzbau fördern und vorantreiben», so Prof. Dr. h. c. Heinrich Köster, Präsident Forum Holzbau. Hinter der Stiftung stehen neben dem Verein Forum Holzbau mit einer finanziellen Einlage von 150 000 Euro massgeblich auch der Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) und der Schweizerische Verband für geprüfte Qualitätshäuser (VGQ) mit einer Einlage von je 20 000 Euro. In der Startphase 2017 finanziert sich die Stiftung zunächst aus dem Grundkapital. Für 2018 ist eine Reduzierung der Zuwendungen von Forum Holzbau und der Verbände um 75 Prozent vorgesehen bei gleichzeitiger Erhöhung der Einnahmen durch Beiträge von Stiftungsmitgliedern/-unternehmen, freien Stiftern und Spenden. Zielsetzung ist, zehn Prozent der Zuwendungen für den kontinuierlichen Aufbau eines soliden finanziellen Grundstocks der Stiftung zu verwenden. Das Gros von 90 Prozent steht für die Stiftungszwecke zur Verfügung. Die Gründung der Stiftung wurde am 7. Dezember 2017 gemeinsam von Heinrich Kösters, Georg Lange (BDF) und Robert Schmidlin (VGQ) unterzeichnet.

 

Mehr Teilnehmer, mehr Kongresse

Der Holzbau boomt – und mit ihm das Forum Holzbau. 1700 Fachleute aus der Holzbaubranche fanden sich im Dezember zum 23. Internationalen Holzbau-Forum (IHF) in Garmisch-Partenkirchen ein. Das ist nicht nur ein neuer Teilnehmerrekord, wie Prof. Uwe Germerott, Geschäftsführer Forum Holzbau, an der Pressekonferenz in Garmisch deutlich machte, sondern auch die Erreichung der Kapazitätsgrenze. Erstmals in der 23-jährigen Geschichte des IHF konnten eine Woche vor Anmeldeschluss keine Buchungen mehr entgegengenommen werden; 50 Last-Minute-Interessenten musste abgesagt werden, weil das Kongresszentrum in Garmisch mittlerweile an seine räumlichen Grenzen stösst. Mit über 120 Ausstellern ist auch das Interesse der Holzbau-Zulieferer am IHF weiterhin hoch. Teilnehmer aus 32 Nationen unterstreichen die Bedeutung des IHF als internationaler Branchenveranstaltung. Das Forum Holzbau wächst aber nicht nur mit den Teilnehmerzahlen am IHF, sondern auch mit der Zahl der Jahresveranstaltungen weltweit. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Kongresse auf insgesamt neun Anlässe in Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden und Polen. Auch die Schweiz ist mit dem VGQ-Technik-Tag im Veranstaltungsreigen vertreten. Bei den Gesamt-Teilnehmerzahlen konnte in den letzten drei Jahren ein Wachstum von über 45 Prozent auf zuletzt 5500 Besucher verbucht werden. Das IHF und das Forum Bois Construction in Frankreich sind die mit Abstand am besten besuchten Kongresse, die übrigen Tagungen zählen durchschnittlich 300 Teilnehmende. «Wir stellen nach wie vor ein steigendes Interesse an unseren Veranstaltungen fest, weshalb wir unser Angebot auch auf Spezialgebiete im Holzbaubereich weiter ausbauen wollen», so Germerott. Für die Zukunft sind neue Veranstaltungsreihen in Europa, Nordamerika und Südafrika geplant. Schon im Mai 2018 startet Forum Holzbau mit «Holz/Bau/Wirtschaft» (HBW) in Salzburg die erste Tagung in Österreich.

Forum Holzbau

Forum Holzbau respektive Forum Holz ist eine gemeinsame Plattform der Hochschule Rosenheim (DE), der Berner Fachhochschule (CH), der Aalto University School of Science and Technology Helsinki (FIN), der Technischen Universität München (DE), der Technischen Universität Wien (AT) und der University of British Columbia (CAN). In Italien kooperiert Forum Holzbau eng mit der Università di Trento. Ziel und Aufgabe des Vereins ist die Förderung des Einsatzes von Holz im Bauwesen. forum-holzbau.com


Kongresse 2018

6.–7. März: 2. Holzbau-Forum Polska (HBP), Warschau (PL)
8. März: 16. Technik-Tag VGQ, Empa-Akademie, Dübendorf (CH)
14. März: 7. Forum dell’Edilizia in Legno (FLI), Peschiera bei Verona (IT)
11.–13. April: 8. Forum Bois Construction (FBC), Dijon (FR)
17.–18. April: 5. Internationale Holzbrückentage (IHB), Filderstatt bei Stuttgart (DE)
16.–17. Mai: 1. Holz/Bau/Wirtschaft (HBW), Salzburg (AT)
28.–29. Juni: 15. Internationales Branchenforum für Frauen (IBF), Meran (IT)
27.–28. September: Forum Wood Nordic 2018 (WBN), Växjö (SE)
16.–17. Oktober: 11. Europäischer Kongress (IBH), Gürzenich bei Köln (DE)
5.–7. Dezember: 24. Internationales Holzbau-Forum (IHF), Garmisch (DE)
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