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01/2018 Präzision beim Hausbau

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Holzbau heute: effizient und dauerhaft

Ein Holzbau muss in erster Linie robust gebaut und dauerhaft sein. Planung und Ausführung – gerade auch bei mehrgeschossigen Holzbauten – sind bis ins Detail daraufhin auszulegen. Was zu berücksichtigen ist, veranschaulichten die Referenten am 49. Fortbildungskurs von Swiss Wood Innovation Network (S-WIN) und Berner Fachhochschule (BFH).

Text Charles von Büren, DB | Foto Prix Lignum

Sechs Prozent der zwei- bis sechsgeschossigen Bauten in der Schweiz sind Holzrahmenbauten oder tragen eine Holzfassade. «Ein konsequenter baulicher Witterungsschutz ist das wesentliche Merkmal für einen robusten und dauerhaften Holzbau,» stimmte Andreas Müller von der Berner Fachhochschule die 180 Teilnehmenden in Weinfelden (TG) auf das Tagungsthema Holzschutz ein. Gemeinsam mit Andrea Bernasconi (HEIG-VD, Yverdon-les-Bains) führte er durch die Veranstaltung. Ebenso wichtig wie der bauliche Witterungsschutz seien Bauteile, die durch die Wahl geeigneter Materialen und deren Schichtenfolge ein vorzügliches Austrocknungsvermögen aufweisen, so Müller. Aus bauphysikalischer und baukonstruktiver Sicht müsse eine robuste Konstruktion über ein gutes Austrocknungsvermögen verfügen sowie luftdicht, wärmebrückenfrei und generell wenig fehleranfällig sein. In der Regel seien dies im Holzbau konsequent diffusionsoffene Aufbauten. «Die Holzfeuchte ist unter 20 Prozent zu halten», so Müller. Andernfalls steige das Risiko für einen Befall durch holzzerstörende Pilze deutlich. «Der bauliche Holzschutz mit seinen bekannten und bewährten Regeln hat dabei Vorrang.»

Fassaden schützen
Referent Peter Sandri (Sandri Architekten, Schaffhausen) stellte anhand zahlreicher Bilder verschiedene Varianten der Gebäudehülle vor; kompakte, vorgehängte, doppelte, hinterlüftete und begrünte Fassaden, Element- und Glasfassaden wie auch Medienfassaden. Technische Neuerungen zur Energiegewinnung, die Interaktion an Fassaden oder eine vernetze Haustechnik, so Sandri, würden künftig neue und innovative Materialien für die Gebäudehülle erfordern. Hanspeter Kolb (BFH AHB, Biel) legte den Fokus wieder auf die Holzfassade und die konstruktiven Massnahmen zum Holzschutz. Eindrücklich zeigte er in seinem Vortrag auf, wie sehr die Aussenbekleidung eines Gebäudes auch von den Ausmassen des Bauwerks beeinflusst ist. Heute sei der Einsatz von Holz in der Fassade bis zu acht Geschossen, und damit bis zur Hochhausgrenze, möglich. Solche stark exponierte Holzfassaden bedingen jedoch Konstruktionen, die das Wasser ungehindert ablaufen lassen, so Kolb. Schutz und Oberflächenbehandlungen wie Lasuren und deckende Anstriche würden dazu beitragen, die Wasser- und Feuchteaufnahme an der Holzoberfläche zu verzögern. Zudem seien die Materialwahl – Massivholz oder Holzwerkstoffplatten – wie auch die architektonischen Konzepte und konstruktiven Details für einen wirksamen Holzschutz wesentlich. Hinterlüftete und belüftete Holzfassaden seien in der Mehrzahl der Fälle empfehlenswert. Kolb: «Und um Pflege und Unterhalt kommt eine Holzfassade nicht herum.» Auch Richard Jussel (Blumer-Lehmann AG, Gossau) plädierte aufgrund langjähriger Erfahrung für hinterlüftete Fassadenkonstruktionen. Unverzichtbar sei auch die korrekte Detailausbildung an heiklen Stellen, beispielsweise bei Dachanschlüssen, Sockeln und Fassadendurchbrüchen für Fenster oder Türen. Seine Empfehlung an den Holzbau: «Bauherren und Investoren muss klargemacht werden, dass Holzfassaden eines Unterhalts bedürfen.» Im Idealfall werde die Holzbaufirma mit den langfristig angelegten Unterhaltsarbeiten und der regelmässigen Inspektion der Fassaden betraut.


Kompaktfassaden gut planen
Es gibt Fälle, die eine Kompaktfassade nahelegen. Speziell im gewerblichen Holzbau nehmen Wärmedämmverbundsysteme auf Basis von Holzfaserdämmplatten zu, so Sylvia Pollerers (Holzforschung Austria, Wien). Produzenten von Holzhäusern setzen für die mit ökologischen Argumenten positionierten Produktlinien vermehrt auf Holzfaserdämmplatten. Holzingenieur Niklaus Wirz (Pirmin Jung Ingenieure AG, Rain) betonte die klare äussere Erscheinung von Kompaktfassaden. Dies dürfe jedoch nicht über die komplexen Zusammenhänge beim Planen und Ausführen solcher Systeme hinwegtäuschen. Er erläuterte detailliert die konstruktive Durchbildung und ihre Einwirkungen, insbesondere auch auf Erscheinungsbild und Dauerhaftigkeit. Kompaktfassaden sieht Wirz als Gemeinschaftswerk von der Planung bis hin zur korrekten Ausführung. Dämmstoffe und Putzsysteme sind aufeinander abzustimmen. Nur so seien Systemgarantien möglich, die sich auf das Gesamtprodukt der Kompaktfassade beziehen.


Neben der Fassade war das zweite grosse Thema der S-Win-Tagung das Dach. Einen vertieften Einblick in das Verhalten von Holz bei Feuchtigkeit und die damit verbundenen Auswirkungen auf Planung, Realisierung und Instandhaltung von Holztragwerken erhielten die Teilnehmenden am zweiten Tag der Veranstaltung. Der kommende 50. S-Win-Fortbildungskurs in Weinfelden wird am 23. und 24. Oktober 2018 mit dem Thema «Verbundkonstruktionen im Holzbau» durchgeführt. s-win.ch