Magazin FIRST

Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

Magazin Wir HOLZBAUER

Das Mitglieder- und Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz

07/2017 Trendwende im Tessin

BILDEN

Sammelserie "Austragen" Teil 7: Steigende Schwelle

Die achtteilige Sammelserie von Experte Michael Hürbin ist eine Einladung zum Konstruieren und Nachbauen. Am Modell des Einladungswettbewerbs der letzten Europameisterschaft wird die korrekte Vorgehensweise erklärt. Auf der Website von Holzbau Schweiz gibt es die Zeichnungen zum Download.

TEXT UND ZEICHNUNGEN MICHAEL HÜRBIN | FOTO MARCO BLESSANO

Im diesem Beitrag wird auf das Austragen aller Hölzer, mit denen die steigende Schwelle 5 in Kontakt kommt, eingegangen. Das Profil der steigenden Schwelle 5 wird am besten über die Schnittpunkte a und b im Grundriss konstruiert. Dazu müssen als Erstes die Höhen der Schnittpunkte a und b herausgefunden werden. In der 3D-Isometrie wird ersichtlich, dass der Sparren des Aufschieblings mit einer Kerve an die steigende Schwelle angeschlossen wird. Allgemein liegt die Kervenecke bei Schwellen und Pfetten immer auf der Winkelobholzlinie im dazugehörigen Sparrenprofil. In diesem Fall befinden wir uns mit der steigenden Schwelle im Profil D (Aufschiebling). Demzufolge wird die Höhe der beiden Schnittpunkte a und b über die Winkelobholzlinie im Profil D gefunden. Dazu werden die Schnittpunkte a und b vom Grundriss ins Sparrenprofil D auf die Winkelobholzlinie übertragen. Dies ergibt die Schnittpunkte c und d. Als Nächstes werden die Höhen beider Schnittpunkte (c +63 mm, d +148 mm) herausgemessen und mit einer Höhenlinie im Profil D eingezeichnet. Anschliessend wird das Profil der steigenden Schwelle mit Hilfe der beiden Grundrissschnittpunkte a und b konstruiert, indem als Erstes parallel zur steigenden Schwelle (Grundriss) die Höhenline +/-0.00 des Profils angetragen wird. Folgend werden im Profil die beiden Höhenlinien der Schnittpunkte a (+63 mm) und b (+148 mm) parallel zur Höhenlinie +/-0.00 angetragen. Zum Schluss werden noch die Schnittpunkte a und b aus dem Grundriss rechtwinklig ins Profil der steigenden Schwelle übertragen und auf der passenden Höhenlinie angetragen. Dadurch entstehen die Schnittpunkte e und f. Durch das Verbinden dieser Schnittpunkte entsteht das Profil der steigenden Schwelle.

Abschnitte steigende Schwelle

Die Abschnitte des unteren Blattes der steigenden Schwelle bestehen aus vier Schnitten. Die vier Abschnitte teilen sich in zwei Blei- und zwei Schifterschnitte auf. Die Angaben beider Bleischnitte finden sich in der Ansicht. Dort ist erkennbar, dass die Schwelle zunächst unten auf der Höhenlinie +/-0.00 abgeschnitten werden muss. Als Zweites ist die Höhe der Überblattung ersichtlich. Dieser Bleischnitt ist identisch mit der Höhenlinie +40 mm. Bei den beiden Schifterschnitten (siehe Zeichnungen: grün und dunkelgrün) werden die Schnittpunkte aus dem Grundriss rechtwinklig ins Profil der steigenden Schwelle übertragen und anschliessend mit Plus und Minus beschriftet. Der Schwellenausschnitt der steigenden Schwelle entsteht durch das Durchlaufen der Schwelle 3. Dies ist in der Ansicht zu sehen. Der Schwellenausschnitt besteht aus drei Abschnitten: einem Bleiabschnitt, der identisch mit der Höhenlinie +80 mm ist, und zwei weiteren Abschnitten, die identisch mit den beiden Schifterschnitten des unteren Abschnitts sind. Der obere Abschnitt stellt ebenfalls einen Schifterschnitt dar.

Profil Normalsparren 8 und 10

Die Normalsparren 8 und 10 befinden sich im Profil der Dachfläche D. Als Erstes werden von der Oberkante Dachfläche die Sparrenhöhe (80 mm) und die Winkelobholzlinie (60 mm) angetragen. Anschliessend wird der Traufabschnitt ergänzt, indem durch den Traufpunkt e der Traufabschnitt rechtwinklig zur Dachfläche D angetragen wird. Der Bleiabschnitt befindet sich auf einer Höhe von 20 mm und ist identisch mit einer Höhenlinie. Da es sich bei den Normalsparren 8 und 10 um Aufschieblinge handelt, werden diese auf die Hauptdachfläche E abgeschnitten.

Kerve der steigenden Schwelle

Die Kerve der Normalsparren an die steigende Schwelle besteht, wie bei einer normalen Kerve aus zwei Schnittflächen, aus einem Kervensenkel und einem «Kervenblei». Hier wird das «Kervenblei» bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da das Kervenblei bei steigenden Schwellen/Pfetten nie im Blei liegt. Jedoch läuft diese Fläche mehr Blei als Senkel. Der Kervensenkel wird nach dem Prinzip des Schifterschnitts konstruiert. Hierbei werden beim Normalsparren 10 die Schnittpunkte f und g, die durch das Schneiden der Plus- und Minuskante des Normalsparrens mit der Vorderkante der steigenden Schwelle im Grundriss entstehen, rechtwinklig zum Normalsparren 10 ins Normalsparrenprofil gezogen. Anschliessend werden die Abschnitte mit Plus und Minus beschriftet. Am Normalsparren 8 wird der Kervensenkel über die Schnittpunkte b und h konstruiert.


Das «Kervenblei» ergibt sich durch das Anschneiden auf der Oberkante der steigenden Schwelle. Da diese Fläche weder Blei noch Senkel ist, muss dieser Abschnitt mit Hilfe zweier Höhenlinien konstruiert werden. Dabei können die Höhenlinien frei gewählt werden. Für den Normalsparren 8 fällt die Entscheidung auf die Höhenlinien +120 mm und +148 mm. Als Erstes werden beide Höhenlinien im Profil der steigenden Schwelle eingezeichnet. Durch das Kreuzen beider Höhenlinien (+120 mm, +148 mm) entstehen auf der Oberkante der steigenden Schwelle zwei Schnittpunkte (i und j). Von diesen beiden Schnittpunkten werden die Höhenlinien rechtwinklig zur steigenden Schwelle (Grundriss) in den Grundriss hineingezogen. Die Höhenlinien (+120 mm, +148 mm) werden dabei so weit verlängert, bis der Normalsparren 8 auf der Plus- und Minusseite geschnitten wird. In diesem Falle müssen auch die Plus- und Minusseiten des Normalsparrens 8 verlängert werden (gestrichelte Linien), damit die Schnittpunkte der Höhenlinien mit dem Normalsparren 8 entstehen. Durch das Schneiden der Höhenlinien (+120 mm) mit der Plus- und Minusseite des Normalsparrens entstehen die Schnittpunkte k und l. Die Schnittpunkte b und m entstehen durch das Kreuzen der Höhenlinie (+148 mm) mit der Plus- und Minuskante des Normalsparrens. Mit dem Einzeichnen der Höhenlinien und dem Eruieren der Schnittpunkte im Grundriss wurden die Vorarbeiten für das Austragen des «Kervenbleis» geschaffen. Damit beim Normalsparrens 8 das Kervenblei konstruiert werden kann, müssen als Erstes die Höhenlinien (+120 mm und +148 mm) im Profil ergänzt werden. Als Nächstes werden die Grundrissschnittpunkte b, m, k und l rechtwinklig zum Normalsparren im Grundriss auf die passende Höhenlinie im Profil gezogen. Dadurch entstehen im Profil die Schnittpunkte n, o, p und d. Das «Kervenblei» auf der Plusseite entsteht durch das Verbinden der Schnittpunkte o und p, die Minusseite durch das Verbinden der Schnittpunkte d und n.


Beim Normalsparren 10 wird das «Kervenblei» nach dem gleichen Prinzip mit den Höhenlinien (+80 mm und +120 mm) konstruiert. Dies ergibt die Grundrissschnittpunkte (q, r, s, t) und die Profilschnittpunkte (u, v, w, x).

Der vollständige Plan des EM-Einladungswettbewerbs sowie die Aufgabenblätter sind als PDFs auf der Website von «Wir Holzbauer» zu finden. wirholzbauer.ch > Bilden > Sammelserie «Austragen»

Der Autor

Michael Hürbin unterrichtet die angehenden Zimmerleute an der Berufsschule Lenzburg, ist Experte für Polierprüfungen und Trainer des Schweizer Nationalteams der Zimmerleute. Kontakt:
nationalteam(at)holzbau-schweiz.ch