02/2015 Das Holz zelebrieren
BEWEGEN
Bekenntnis zur Regionalen Wertschöpfungskette
Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses setzt Schweizer Unternehmen unter Druck. Hans Rupli, Präsident von Holzbau Schweiz, ruft die Branche auf, sich jetzt auf ihre Stärken zu besinnen.
«Das noch junge Geschäftsjahr 2015 hat bereits mit einem Paukenschlag begonnen. Gänzlich überraschend hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar den Euro-Mindestkurs aufgehoben. Dieser Schritt erfolgte eine Woche vor der erwarteten Bekanntgabe eines umfassenden Programms zum Kauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Die Herausforderungen sind nun gross. In allen Medien werden die Exportindustrie und die Tourismusbranche als grosse Verlierer dargestellt. Diese Darstellung möchte ich im Grundsatz nicht bestreiten. Doch in ihrer Absolutheit greift sie viel zu kurz. Wenn die Auftragsbestände der Exportindustrie und die Buchungen in der Tourismusbranche rückläufig sind, werden auch die KMU- und Zulieferbetriebe sowie der Detailhandel darunter leiden.
Für die Bauwirtschaft gehen wir davon aus, dass sie vorerst in eine Phase der Konsolidierung gleitet. Das Investitionsklima im privaten Wohnungsbau ist stark von der wirtschaftlichen Stabilität und somit von der Arbeitsplatzsicherheit abhängig. Die neuen Finanzierungsvorschriften bezüglich Eigenkapitalquote und Amortisationsfristen von Hypotheken werden zu einem Volumenrückgang des privaten Wohnungsbaus führen. Ein Gegentrend könnte sich bei institutionellen Anlegern ergeben, wenn die Instabilität des Finanzmarktes vermehrt zu Anlagen in Immobilien führt. Doch auch in diesem Bereich kommt die Wohnungsnachfrage infolge Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative und Einschränkung der Zuwanderung unter Druck.
Die Holzbaubranche befindet sich im Vergleich zur übrigen Bauwirtschaft in einer besonderen Situation. In den letzten zehn Jahren hat die Branche kontinuierlich an Marktanteil gewonnen. Gründe dafür sind die konsequente Weiterentwicklung nachhaltiger Bausysteme, Innovationen im Brand- und Schallschutz, industrielle Fertigungstechnologien und ein hoher Ausbildungsstand der Holzbaufachkräfte. So konnten ergänzend zu traditionellen Marktfeldern volumenstarke Zielmärkte dazugewonnen werden. Dazu gehören der mehrgeschossige Holzbau, der Fassadenbau, die energetische Gebäudemodernisierung und die Siedlungsverdichtung. So entstanden in den letzten zehn Jahren etwa 5000 neue Vollzeitstellen in der Holzbaubranche. Eine Erfolgsgeschichte, auf die wir stolz sein können.
Durch die vorgefertigten Holzbausysteme stehen die schweizerischen Unternehmen jedoch zunehmend im Wettbewerb mit ausländischen Anbietern. Diese produzieren in der Vorfertigung von Bauelementen bis zu 70 Prozent des Auftragsvolumens zu tieferen Produktionskosten im Ausland, was den Nachteil kostenintensiver Montagen in der Schweiz bei weitem überwiegt. So sind wir mit vergleichbaren Herausforderungen konfrontiert wie die Exportindustrie und die Tourismusbranche. Ausländische Holzbauten sind für Bauherren und Investoren über Nacht 15 bis 20 Prozent günstiger geworden. Bereits heute werden 20 Prozent oder jedes fünfte Einfamilienhaus in Holzbauweise aus dem Ausland importiert. Diese Tendenz wird sich künftig fortsetzen. Daher ist es wichtig, dass wir uns auf unsere Stärken besinnen und unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter ausbauen. Letztlich gehört der Erfolg jenen Unternehmen, die eine klare Strategie umsetzen, sich im Markt positionieren, aktive Kundenbindung betreiben, die Fehlerquote minimieren und eine überdurchschnittliche Service- und Produktqualität bieten. Nicht zuletzt hat die Holzbaubranche im nachhaltigen Bauen ein starkes Alleinstellungsmerkmal. Unsere Glaubwürdigkeit in diesem Bereich hängt jedoch davon ab, dass wir uns zu regionalen Wertschöpfungsketten bekennen und – wo möglich – Schweizer Holz verbauen. ‹Ganzheitlich denken – regional handeln› ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je.»