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06/2022 Vorteil Hanglage

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Alles im Blick

30 000 Kinder und Jugendliche – da ist es gut, wenn man die Übersicht behält. Einen fantastischen Blick über das Lagergelände des Pfadi-Bundeslagers 2022 Ende Juli/Anfang August bot der BuLa-Turm: eine rund 15 Meter hohe Holzburg mitten im Zeltlager. Wie vieles andere auch bei diesem Mega-Anlass im Goms (VS), ist der Lagerturm dank tatkräftiger Unterstützung in Fronarbeit entstanden.

Text Dorothee Bauland | Bilder Felix Holenstein, DB

 

«Für dieses Projekt braucht es ehemalige Pfadis, die etwas verrückt sind», sagt Lukas Hungerbühler, Projektleiter Lagerturm, in einem SRF-Interview. «Anfangs war er kleiner geplant, dann wurde er immer grösser und grösser.» Hungerbühler ist stolz auf sein Team, das dieses aussergewöhnliche Bauwerk erstellte. Einer, der massgeblich für den Turmbau verantwortlich war, ist Felix Holenstein. Wenn der Zimmermann gerade nicht als ehemaliger Pfadi einen Lagerturm plant und baut, ist er als Projektleiter Holzbau bei der Blumer-Lehmann AG tätig. Das Holzbauunternehmen in Gossau (SG) hat zur Unterstützung des Projekts seine Infrastruktur zur Verfügung gestellt, lediglich das Material wurde teils vom Bundeslager finanziert sowie von verschiedenen Lieferanten gesponsert. Neben Entwurf und Planung waren zehn Mitarbeitende der Blumer-Lehmann AG in ihrer Freizeit auch beim Abbund des Ständerholzes und bei der Montage und Demontage im Einsatz. Für die Aufrichte des rund 15 Meter hohen Turms ist die Holzbau Team AG aus Kloten (ZH) von Unternehmer Richard Frischknecht angerückt. Fünf Zimmerleute sorgten federführend dafür, dass der achteckige Holzturm mit einem Erdgeschoss-Durchmesser von fast 17 Metern fristgerecht errichtet werden konnte. Unterstützt wurden die versierten Zimmerleute dabei von 19 Helfern aus dem Altpfadfinderverein St. Laurentius, Flawil (SG).


Vierstöckiger Turm

Der Materialaufwand für den vierstöckigen Turm ist durchaus bemerkenswert: 43 Kubikmeter Brettschichtholz, 39 Kubikmeter Duo-Ständerholz, 7 Kubikmeter Gerüstdielen und 3,5 Kubikmeter Konstruktions-Vollholz wurden verbaut. Ausserdem kamen 980 Schaltafeln als Leihmaterial zum Einsatz. Die Bodenkonstruktion des Turms bestand aus Unterzügen und Balkenlagen, zur Aussteifung dienten verankerte Seefracht-Container. Ein achteckiges Tragwerk in Ingenieurholzbauweise mit Stützen, Streben und Unterzügen – ausgesteift mit Gewindestangen-Kreuzen – entwickelte die Basis der hölzernen Burg zu einem viergeschossigen Turm. Die Bodenfläche im ersten Obergeschoss betrug beeindruckende 434 Quadratmeter, im zweiten Obergeschoss waren es 221 Quadratmeter, im dritten noch 120 Quadratmeter. Der Ausguck im vierten Obergeschoss bot auf 12,5 Metern über Bodenniveau noch 23 Quadratmeter Platz und eine Rundumsicht über das weitläufige Gelände. Die «Pfadi-Stadt» mit Zeltlager und Infrastrukturbauten dehnte sich über eine Fläche von rund vier Kilometern Länge und einem Kilometer Breite aus. Neben den 800 Pfadigruppen mit 30 000 Kindern und Jugendlichen waren vom 23. Juli bis zum 6.August auch 500 ehrenamtliche Organisatoren und rund 5000 Helfer auf dem Gelände im Einsatz.


Weil die Pfadfinder auf Inklusion setzen, wurde auch die Rollstuhlgängigkeit des BuLa-Turms berücksichtigt. Bis ins zweite Obergeschoss führten ergänzend zu den Treppen auch Rampen, erst für den weiteren Aufstieg zu Etage drei und vier kamen Doppelhelix-Stiegen mit einem Durchmesser von drei Metern zum Einsatz. Der Abbau des Bauwerks erfolgte nach zwei Wochen Lagerleben noch geschwinder als der Aufbau. Das Material soll im Sinne des ressourcenschonenden Bauens weiterverwendet werden und steht auf der Mova-Plattform zum Verkauf.
goms.ch/bula,
mova.ch/bula