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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

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Das Mitglieder- und Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz

08/2020 Ausblick in die Römerzeit

BEWEGEN

Auftragsabwicklung im digitalen Umfeld

Im Rahmen der Initiative Wald & Holz 4.0 hat die Berner Fachhochschule BFH einen BIM-Kompass und weitere Hilfsmittel erarbeitet. Die Unternehmen der Holzbaubranche erhalten damit eine Orientierungs-, Positionierungs- und Umsetzungshilfe im Kontext des digitalen Bauens. Der achte Teil der BFH-Serie «Gemeinsam in die digitale Zukunft» schafft Übersicht.

Text und Grafik Thomas Rohner, Berner Fachhochschule BFH

Das entscheidende Potenzial der Digitalisierung ist der Beitrag, den sie leisten kann: zu Kostentransparenz, Effizienz, Terminsicherheit und Stabilisierung der Prozesse in der Baubranche. In der Schweiz besteht aktuell keine BIM-Verpflichtung. Die Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) 2018 erläutert aber in den "Empfehlungen zum Umgang mit BIM", dass öffentliche Bauherren Aufträge mit BIM ausschreiben dürfen. Damit kann der Anbieter seine Methodenkompetenz und Erfahrung mit BIM als Wettbewerbsvorteil nutzen. Für Holzbauer mit BIM-Methodenkompetenz kann es ein Mehrwert sein, nicht nur national zu reüssieren, sondern auch an internationalen Ausschreibungen und Grossprojekten teilnehmen zu können.

 

Übersicht schaffen

Der BIM-Kompass und weitere Hilfsmittel, die die Berner Fachhochschule im Rahmen der Initiative Wald & Holz 4.0 erarbeitet hat, leisten einen Beitrag, den Schweizer Holzbauunternehmen Orientierung und Übersicht im digitalen Bauen zu verschaffen (siehe Grafik). Die Abbildung zeigt den Kontext eines Holzbauunternehmens im digitalen Bauen. Dieser umfasst die Ebenen des wirtschaftlichen Umfelds und des Unternehmens selbst.Auf der Ebene des wirtschaftlichen Umfelds veranschaulicht das "Big Picture der BIM-Organe" (W1), welche Organisationen, Verbände, Normengremien, Vereine, Forschungseinheiten, Ausbildungsstätten und Firmen im digitalen Bauen eine tragende Rolle spielen. Die Detailinformationen dazu sind in einer separaten Tabelle hinterlegt. Des Weiteren umfasst das wirtschaftliche Umfeld auch das Bildungswesen. Dazu hat die BFH eine BIM-Bildungslandkarte (W2) der Schweiz zusammengestellt. Die Übersicht über das Schweizer Bildungssystem zeigt die Sekundärstufe II, die Tertiärstufe und die Quartärstufe auf. In einer ergänzenden Tabelle sind die Angebote zu digitalem Bauen und BIM auf den erwähnten Stufen ausgewiesen und direkt mit den Bildungsangeboten verlinkt.Neben dem Bildungs- und Normenwesen umfasst das wirtschaftliche Umfeld auch ein einheitliches Glossar der Begriffe und Berufsbezeichnungen, Arbeitshilfen sowie Zertifizierungen (Individual Qualification and Professional Certification) (W3). Ebenso sind politische Gremien, Normengremien, Verbände und Organisationen Teile dieses Umfelds (W4). Die wichtigste Rolle für das digitale Bauen und BIM nimmt dabei BuildingSmart Switzerland / Bauen digital Schweiz ein.

 

Der BIM-Kompass

Auf der Ebene des Unternehmens stellt die BFH den BIM-Kompass zur Verfügung (U1). Die Anleitung dazu ist denkbar einfach: Das Unternehmen definiert seine BIM-Ziele und trägt diese im BIM-Kompass ein. Je nach Reifegrad der BIM-Zielformulierung, das heisst "ad hoc", "definiert", "verwaltet", "integriert" oder "optimiert", ergeben sich auf dem konzentrischen Kreis die zu erreichenden Reifegrade aller zur Zielerreichung nötigen sieben Faktoren (Technologie, Kunden-/Lieferantenhandling, Benchmark, Personal, Marketing, gesetzlicher Rahmen, Treiber). Bei massgeblichen Abweichungen zwischen dem Ist- und Sollzustand besteht Handlungsbedarf.Alle acht Sektoren des BIM-Kompasses sind als Roadmap mit einer Zeitachse, welche dem BIM-Ziel entspricht, aufgezeichnet (U2). In der zeitlichen Abfolge lassen sich die Handlungsfelder eintragen und mittels Milestones periodisch kontrollieren.

 

BIM-Bildungslandkarte
Einer der wichtigsten Faktoren des BIM-Kompasses heisst Personal. Damit verbunden ist die Befähigung des ganzen Teams - vom digitalen Planen und Fertigen bis zur Montage - durch kompetente und anerkannte Schulungen. Die BIM-Bildungslandkarte (W2) vermittelt eine Übersicht über die aktuell angebotenen Aus- und Weiterbildungen in der Schweiz. Sie basiert auf einheitlichen, konsolidierten Begriffen und Ausbildungen. Das ermöglicht den Unternehmen einerseits, die Mitarbeitenden ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend zu schulen. Sie können die stufengerechten Lehrgänge so auswählen, dass sich ihre BIM-Ziele erreichen lassen. Die Konsolidierung der Lehrgänge ermöglicht andererseits den Vergleich und die Beurteilung von Bewerbungen potenzieller Mitarbeitender. Der BIM-Kompass, die BIM-Roadmap, das Big Picture der BIM-Organe mit der ergänzenden Tabelle sowie die BIM-Bildungslandkarte der Schweiz stehen den Unternehmen auf der Website der Initiative Wald & Holz 4.0 zum Download zur Verfügung.

 

Erfa-Gruppen und BIM-Circles

Die Unternehmen der Holzbranche schliessen sich in bestehenden oder auch neuen Erfa-Gruppen zusammen, um sich des Themas "Digitales Planen, Bauen, Nutzen" beziehungsweise BIM anzunehmen (U4). Dabei sollen sie sich in BIM-Circles über Erfahrungen, Methoden und Arbeitsmittel austauschen. Die Moderation und Betreuung der BIM-Circles übernimmt die BFH-AHB. Aus den Arbeitsgruppen wird ein Forum betrieben und ein Wiki erstellt, eine Sammlung von Informationen und Beiträgen zum Thema BIM und digitales Bauen (U3). wh40.ch/thema-auftragsabwicklung-im-bauwesen/

Dieses Projekt wurde realisiert mit Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) im Rahmen des Aktionsplans Holz.