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3/2022 Büroneubau

BEWEGEN

Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette Holz

Kaum hatte sich der internationale Holzmarkt nach einem turbulenten Jahr wieder etwas beruhigt, sorgen der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland für neuerliches Chaos. Wie die europäischen Verbände der Holzindustrie (CEI-Bois) und der Sägewerke (EOS) im März in einer gemeinsamen Einschätzung mitteilten, erwarten sie einen regelrechten Schock für die Wertschöpfungskette von Holzprodukten.

Text CEI-Bois, EOS

 

Die russische Invasion in der Ukraine und die damit verbundenen wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen werden von den Verbänden der europäischen Holzindustrie und der Sägewerke mit grosser Sorge beobachtet. Es wird erwartet, dass die europäischen Handelssanktionen gegen Russland und Weissrussland zu einem Schock in der Wertschöpfungskette der Holzprodukte führen werden. Bereits Anfang März wirkte sich der Krieg in der Ukraine auf die Transport- und Lieferketten in mehreren Ländern aus. Obwohl durch die Sanktionen gegen Russland und Weissrussland direkte Auswirkungen auf die Holzwirtschaft zu erwarten sind, zeigt die europäische Holzindustrie Verständnis für die Massnahmen.

Russisches Holz von
Zertifizierung ausgeschlossen

Die Verbandsmitglieder der European Confederation of Woodworking Industries (CEI-Bois), zu denen auch Lignum Schweiz zählt, und der European Organisation of the Sawmill Industry (EOS), bei der auch die Holzindustrie Schweiz (HIS) Mitglied ist, unterstützten die Entscheidung von PEFC, Produkte aus Russland und Weissrussland als Konfliktholz einzustufen und damit von der akkreditierten Zertifizierung auszuschliessen. Ebenso begrüsst die europäische Holzindustrie, dass Holz und Forstprodukte aus Russland und Weissrussland nicht in FSC-Produkten verwendet oder als FSC-zertifiziert verkauft werden dürfen, solange der bewaffnete Konflikt andauert. Die Handelssanktionen werden gemäss CEI-Bois und EOS schwerwiegende Folgen für die Versorgung des europäischen Marktes haben. Offiziellen Statistiken zufolge stammen knapp zehn Prozent des in Europa im Jahr 2021 verbrauchten Nadelschnittholzes aus Russland, Weissrussland und der Ukraine.

Engpässe bei Eichenware

aus der Ukraine erwartet
Im Laubholzbereich macht Eichenware aus der Ukraine einen erheblichen Anteil aus. Engpässe sind daher auch hier zu erwarten. CEI-Bois und EOS arbeiten nun eng mit den EU-Institutionen und den nationalen europäischen Regierungen zusammen, um nachhaltige und effiziente Abhilfemassnahmen zur Erhöhung der Selbstversorgung zu finden, um kritische Engpässe zu verringern, die Einschlagsrate zu erhöhen sowie die Sicherheit der Holzversorgung zu gewährleisten. Um die Versorgungslücke zu schliessen, sollen vorhandene Holzressourcen mobilisiert werden.

Personalmangel
im Transportwesen

Das Handelsverbot für Holzprodukte werde sich gemäss der europäischen Holzindustrie nicht nur direkt auf die Holzverarbeitungskette negativ auswirken. Auch andere industrielle Versorgungsketten seien in der Folge betroffen, zum Beispiel Lebensmittel und Medikamente, die in der Logistik auf Holzpaletten lagern. Hinzu kommt, dass viele ukrainische Lkw-Fahrer, die in Europa unterwegs waren, in ihr Land zurückgekehrt sind, um dieses zu verteidigen. Das werde den wegen der Coronapandemie bestehenden Fahrermangel weiter verschärfen.


«Neben der menschlichen Tragödie, die dieser Konflikt verursacht, wird die europäische Holzindustrie dadurch von der Knappheit an Holzprodukten betroffen sein», sagt Silvia Melegari, Generalsekretärin von CEI-Bois und EOS. Obwohl die Unternehmen der Holzverarbeitungskette bereits daran arbeiteten, mit dieser Situation fertig zu werden, sei es unbestreitbar, dass die Holzbranche sofortige Massnahmen seitens der nationalen Regierungen und europäischen Institutionen brauche, um eine erneute Holzknappheit zu verhindern. Die europäische Holzindustrie hoffe auf eine rasche und friedliche Lösung des Konflikts in der Ukraine.


Grosse Schwierigkeiten in der Zuverlässigkeit der Lieferkette bestätigt auch der GD Holz, Gesamtverband des deutschen Holzhandels. Transport und Logistik seien derzeit schwer plan- und kalkulierbar. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich darüber im Klaren sein, dass Produkte wie Birkensperrholz nicht ohne Weiteres zu ersetzen sind und damit auf einem wichtigen Teil der Beschaffungsmärkte fehlen werden. Produkte wie Sibirische Lärche seien im Holzgrosshandel nach der Sorgfaltspflicht und der europäischen Gesetzgebung legal importiert und können gekauft werden. Erst nach einer möglichen Entscheidung der EU-Kommission zu einem Importstopp wäre dies nicht mehr möglich. cei-bois.org, eos-oes.eu, gdholz.de