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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

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01/2021 Optimal verwertet

SPÄNE

Glocken in Holz gefasst

Bereits von Weitem ist der helle Holzturm mit dem spitz zulaufenden Dach sichtbar. Die statisch anspruchsvolle Konstruktion des dreieckigen Glocken- und Aussichtsturms erschliesst sich dann aus der Nähe. Der Turm steht in Bleibach (DE) im Schwarzwald, gleich neben der Dorfkirche St. Georg. Der Sakralbau mit seiner 500-jährigen Baugeschichte hatte bisher keinen Turm und die vier Glocken hingen im Dach des gotischen Chors, was beim Läuten zu Rissen im Kreuzgewölbe führte. Aus diesem Grund entwarf Architektur³ einen freistehenden, 33 Meter hohen Turm – gleich einem Campanile –, dessen Konstruktion aus Holz die dynamischen Lasten der schwingenden Glocken aufnehmen kann. Dabei wurden für die konstruktiven Teile wie Wände, Decken und Treppen vorgefertigte Brettsperrholzwände aus Weisstanne verwendet. Dieses Material zeichnet sich durch eine hohe Steifigkeit aus und kann damit die Lasten über das Fundament abtragen. Die Längs- und Querlagen aus Massivholz sind miteinander verklebt. Dadurch reduziert sich das Quellen und Schwinden des Holzes. Für die Fassade und die Dacheindeckung wurde Accoya-Holz verwendet, das durch seine chemische Modifikation mit Essigsäureanhydrid gegen Schädlinge und Pilze resistent ist. Der Grundriss des Turms spielt mit der geometrischen Form des gleichseitigen Dreiecks, das im christlichen Glauben für die Dreifaltigkeit steht. Bei der Gestaltung des Gebäudes spielte das natürliche Licht eine wesentliche Rolle: Durch die dreieckige Grundrissform steht meist eine Fassade in der Sonne und die beiden anderen im Schatten. Damit ist die Tageszeit an der Hülle ablesbar. Das Gebäude wurde mit dem Iconic Award 2020 ausgezeichnet. architektur3.de