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05/2018 Mehrgeschossig bauen mit Holz

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Schillernde Holzfassaden

Holzbauunternehmer Max Renggli träumt von schillernden Holzfassaden – und Dr. Tanja Zimmermann weiss, wie es funktioniert. Dass die technischen Möglichkeiten für derartige Holzoberflächen bereits vorhanden sind, erläuterte die Wissenschaftlerin der Empa Dübendorf den 170 Gästen des Renggli- Fachevents «Fassaden und Gebäudehüllen».

Text Dorothee Bauland | Foto Renggli AG

Die Fassade ist das Gesicht des Gebäudes. Mit einer Haut aus Holz signalisiert ein Gebäude Nachhaltigkeit und Natürlichkeit. Damit es sein natürlich schönes Aussehen behält, muss das Holz jedoch vor Witterungseinflüssen geschützt sein. Insbesondere Feuchtigkeit, UV-Strahlung, Hagel und Mikroorganismen setzen der hölzernen Aussenhaut zu. Wie der optimale Schutz aussehen kann, daran forscht das Team von Dr. Tanja Zimmermann an der Empa Dübendorf. Die Wissenschaftlerin erzählte den 170 Teilnehmenden am Renggli-Fassadenevent in Schötz (LU) von einem vielversprechenden Projekt, bei dem mikrofibrillierte Zellulose in transparenten Acryl- oder Alkydharzbeschichtungen als Trägermaterial für UV-Absorber, organische Biozide oder Nanopartikel untersucht wurden. Ein anderer Ansatz sei das Aufbringen einer feinen metalloxidischen Schicht auf das Holz, um es insbesondere vor Verfärbungen durch UV-Licht zu schützen. «Auch schillernde Holzfassaden sind zum Teil schon möglich», stellte Zimmermann in Aussicht, und fügte augenzwinkernd hinzu: «Max Renggli träumt davon.»


Die von den Holzforschern entwickelten Oberflächenbehandlungen werden derzeit in Freiluftbewitterungsversuchen auf ihre Leistungsfähigkeit getestet. Montiert sind die Testfassaden am «House of Natural Resources» der ETH Zürich und an der Wohneinheit «Vision Wood», die zusammen mit der Renggli AG am NEST der Empa Dübendorf installiert wurde.


Sinnlicher Baustoff
Einen Vorteil des Holzes als Gestaltungsmittel der Fassade sieht Yves Schihin, Mitinhaber bei Burkhalter Sumi Architekten aus Zürich. Holz punktet nicht nur bezüglich materialtechnischer Eigenschaften und als CO2-Speicher, sondern sei auch ein sinnlicher Werkstoff. «Holz hat – als Naturprodukt und dank der handwerklichen Verarbeitung – eine hohe Wertigkeit,» so Schihin. Wie das in der baulichen Praxis aussehen kann, erläuterte er anhand zahlreicher Praxisbeispiele, unter anderem am Mehrfamilienhausprojekt «Arche Noah» (Foto), das in unterschiedlichen Grautönen gestrichen ist. Der Schutz von Holzfassaden war das Anliegen von Nikolas Uhlmann, Leiter Anwendungstechnik bei der Teknos Feyco AG. «Eine Vorvergrauung bietet eine natürliche Oberfläche und verursacht kaum Kosten», so der Fachmann. Allerdings sei die Farbtonauswahl deutlich eingeschränkt. Ein filmbildendes System biete hingegen farbliche Gestaltungsmöglichkeiten, zöge jedoch hohe Folgekosten im Unterhalt nach sich.

Der Tod an der Glasfassade
Einen Exkurs vom Holz zum Glas machte Johann von Hirschheydt von der Vogelwarte Sempach. Mit eindrücklichen Bildern wies er auf die Gefahren hin, denen Vögel durch transparente Glasflächen und reflektierende Solarmodule an der Fassade ausgesetzt sind. Vom Tod am Glas sind in der Schweiz rund 130 der gut 200 Brutvogelarten betroffen. «Die Opferzahlen bewegen sich jährlich im hohen sechsstelligen Bereich», so von Hirschheydt. Dabei könnte der Vogelschutz ganz einfach sein: reflexionsarme oder halbtransparente Gläser, Punktraster oder Vogelschutzstreifen könnten viele Vogelleben retten. Die Broschüre «Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht» steht als Download (www.vogelglas.info) zur Verfügung.


Blickfang oder Kostenblock?

Aus Sicht des Investors beleuchtete Dominik Arioli von Axa Investment Managers Schweiz AG die Fassade: «Anhand ausgewählter Beispiele zeigte er den Umgang der Axa mit Fassaden bei Neubauten und Sanierungen. Bei der Projektierung stelle die Fassade lediglich einen von vielen Kostenblöcken dar, so Arioli: «Als Blickfang sollte sie aber immer einzigartig sein». renggli.swiss/blog

http://spaene.ch/renggli-fachevent-fassaden-und-gebaeudehuellen/