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02/2020 Holzbau für Gourmets

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Wenn die Bösen kommen

Die 120 besten Schwinger stehen am 30. August in Appenzell im Sägemehl. 125 Jahre lang gibt es den Eidgenössischen Schwingverband dann schon. Zum Jubiläum wird der Wettkampf der Bösen als Eidgenössisches Jubiläumsschwingfest, kurz EJSF, durchgeführt. 18 000 Besucher werden zum Grossanlass in Appenzell erwartet, und mit vier Millionen Franken ist auch das Budget eine grosse Nummer. Was das alles mit dem Holzbau zu tun hat? Nun – auch lernende Zimmerleute aus dem Appenzellerland wurden in die Vorbereitungen involviert.

Text Dorothee Bauland | Fotos EJSF

Im Appenzellerland laufen die Vorbereitungen für das EJSF nicht erst seit diesem Jahr auf Hochtouren. Schon letzten Sommer wurde der bald 1100 Kilo schwere Muni für den Sieger ausgesucht und auf den Namen «Alpstein» getauft. Die Taufpaten – zwei Appenzeller Schwinger – sind bereits als überlebensgrosse Holzskulpturen verewigt. Und auch der Revierförster war bei seiner Suche nach der perfekten Fichte für den EJSF-Brunnen erfolgreich und fand sie am Fusse des Säntis.


Rund 4000 Kubikmeter Kies wurden im September zum Festgelände gefahren, um den Boden für die etwa 1000 Tonnen schwere Tribüne mit 15?000 Sitzplätzen vorzubereiten. Die Informationszentrale im grossen Schwingfesttrubel wird ein kleines Appenzellerhaus sein, gebaut von lernenden Zimmerleuten aus dem ersten und zweiten Lehrjahr.


Bereits im vergangenen Herbst haben die Erstjahrlernenden der Appenzeller Holzfachschule in einem überbetrieblichen Kurs in Teufen (AR) den Rohbau erstellt. Unter der Leitung ihres üK-Instruktors Jakob Forrer bauten sie in nur einer Woche den Riegelbau, der den Gästen und Athleten des Schwingfestes als Auskunftsstelle dienen soll. Die Pläne für den 5 × 3,8 Meter grossen Infostand hat Stefan Inauen-Willi gezeichnet. Der Holzbautechniker HF ist ebenfalls üK-Leiter an der Holzfachschule und arbeitet als Projektleiter bei der Holzbau Albert Manser AG. Ausserdem ist Inauen-Willi EJSF-Ressortchef für Eigen- und Nebenbauten. Mit dem Projekt konnte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. «Einerseits hatte ich damit für die Erstjahrlehrlinge ein anspruchsvolles Projekt und andererseits konnten wir damit das EJSF-Baubudget schonen,» freut sich Inauen. Nach dem Schwingfest soll die Baute einem gemeinnützigen Zweck zugeführt werden.


Der Riegelbau mit seinen Balken und Streben wurde aus Schweizer Fichtenholz erstellt. Kursleiter Jakob Forrer leitete die neun Lernenden an. Besonders gefordert war der berufliche Nachwuchs beim Handabbund und bei Details wie den Andreaskreuzen.


Am Ende ihrer ersten üK-Woche durften sie das Bauwerk dann auf dem Vorplatz der Holzfachschule auch selbst aufrichten. So konnten sie überprüfen, ob auch tatsächlich alle Bauteile vorhanden waren und zusammenpassten. Weil das Häuschen über den Winter bei der Holzin AG in Appenzell eingelagert werden sollte, folgte gleich nach dem Aufbau auch schon die Demontage. Im April dieses Jahres fertigen und montieren dann angehende Zimmerleute aus dem zweiten Lehrjahr im überbetrieblichen Kurs an der Holzfachschule die Aussenverkleidungen.
appenzell2020.ch