Mitgliederversammlung vom 10. November 2022 in Aarberg

Erfahrung und Bildung – für eine sichere Zukunft

Text: Barbara Zesiger

Die Holzbauerinnen und -bauer schauen auf herausfordernde Zeiten zurück. «Eine Krise haben wir überstanden. Doch die Nächste steht bevor», mahnt Sektionspräsident Peter Haudenschild an der Mitgliederversammlung 2022. Mit Blick auf die drohende Energiekrise betont er: «Es ist wichtig, dass wir aus den Erfahrungen der letzten Jahre lernen und ist auch eine Chance für den Holzbau (Energieeffiziente Material- und Bauweise).» An einem «Runden Tisch» haben Vertreterinnen und Vertreter aus Verarbeitungsbetrieben, der Industrie, dem Holzbau und der Sägereien deshalb Bilanz gezogen: Preiskalkulationen und Produktlieferungen waren unter der Pandemie schwierig. Das hat dazu geführt, dass in den vergangenen zwei Jahren Betriebe mit Schweizer Produktion bevorzugt wurden. Haudenschild folgert daraus: «Um uns für zukünftige Krisen zu wappnen, sollten wir die Zusammenarbeit in der Schweiz verstärken. Die Grundlage dafür ist gegenseitige Fairness.» Er wünscht sich von den Produzenten angemessene Preise und im Gegenzug von der Holzbaubranche den Verzicht auf ausländische Billigprodukte.

Ein weiterer Pfeiler für eine sichere Zukunft der Holzbaubranche ist die solide Berufsbildung. Diese findet zu einem entscheidenden Teil im Bildungszentrum Holz in Lyss statt. Das aktuell gemietete Gebäude steht mitten in einem Wohnquartier. «Eine eher unsichere und teure Übergangslösung», findet Peter Haudenschild. Das soll sich ändern: Aktuell prüft die Sektion in Burgdorf drei Standorte für den Bau eines eigenen Gebäudes. Der Vorstand könnte sich hier auch eine Partnerschaft mit dem Schreinermeisterverband vorstellen. Entsprechende Gespräche laufen.

Die Kurse im Bildungszentrum sind nur ein Teil der Aus- und Weiterbildung der Holzbauerinnen und -bauern. Holzbau Schweiz hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Leistungspartnern viel in die Digitalisierung der Berufsbildung investiert. Seit März 2021 ist die Bildungs- und Vernetzungsplattform Holzbau LAB frei über den Desktop und mobil zugänglich. Sie läuft auf Basis der «app.konvink.ch». Diese hat sich bereits in anderen Branchen bewährt: So nutzen unter anderen die Hauswarts- und Baumeisterverbände die Plattform erfolgreich für ihre Bildungsangebote.

Bereits fertiggestellt hat Holzbau Schweiz die Lehrmittel für die Berufe Vorarbeiter und Polier. Neue Angebote kommen laufend dazu. «Vieles ist für die Lernenden und die Lehrbetriebe kostenlos», verrät Thomas Traud, Projektleiter Bildung bei Holzbau Schweiz. «Die Kosten für gebührenpflichtige Kurse werden von der Berufsförderung zurückerstattet.» Lernende können auf der Plattform zum Beispiel Lernvideos schauen, ihr Wissen testen, ihre Werkschauen veröffentlichen und so Erfahrungen austauschen. Langfristig könnte das Portfolio die aktuelle Lerndokumentation ablösen oder erweitern.

Auch für Betriebe lohnt es sich einen Account auf der Plattform anzulegen: Im Holzbau Lab findet man auch Produktinfos und andere Inhalte von Partnerfirmen. «Wir stellen zudem viele Unterlagen für Schulungen und Vorlagen für Checklisten zur Verfügung», so Traud. «Viele Dokumente lassen sich individualisieren und eignen sich hervorragend für interne Zwecke.»

Holzbauerinnen und -bauer besuchen die Zuckerfabrik Aarberg

Vor der Mitgliederversammlung hatten die Holzbauerinnen und -bauer die Gelegenheit, auf einem Rundgang durch die Zuckerfabrik Aarberg auch ein abgeschlossenes Projekt der Zaugg AG zu besichtigen: Das Team um Daniel Käser hat das neue Zuckersilo überdacht. Nach dem Nachtessen im Hotel-Restaurant Krone (Aarberg) unterhielt der Projektleiter die Mitglieder mit vielen Details und Anekdoten zu diesem vielseitigen und herausfordernden «Jahrhundertauftrag». Besonders eindrücklich: Das Aufrichten der Rotunde und der vorgefertigten Dachelemente hat 14 Stunden gedauert. Die ersten Dachelemente wurden an die «fliegende» Rotunde montiert. Neben der höchsten Hebebühne der Schweiz waren gleichzeitig drei Kräne im Einsatz. Nicht nur das Arbeiten in der Höhe (50m), sondern auch ein aufziehendes Gewitter sorgte für Nervenkitzel.