Wegweisende Innovationen im Holzbau

Zahlreiche Forschungs- und Pilotprojekte beweisen: Holz steckt voller Innovationskraft und ist ein zukunftsweisendes Baumaterial. Biobasierte Materialien aus Holz könnten die Produkte von morgen sein und den Weg für eine klimaneutrale Schweiz unterstützen. Ideale Voraussetzungen für industrielle und digitalisierte Prozesse sind aber auch der hohe Vorfertigungsgrad der Holzgebäude sowie Holzkonstruktionen aus Standardelementen.

Immer digitaler, immer grösser, immer ökologischer

Der moderne Holzbau besticht unter anderem mit dem entscheidenden Vorteil der digitalen Fertigung, die sich stetig weiterentwickelt. Innovative Holzbauerinnen und Holzbauer inspirieren sich gegenseitig und entwickeln zukunftsweisende Lösungen für den Holzbau von morgen. So entstehen einzigartige Bauwerke, wie sie bis vor wenigen Jahren noch nicht möglich gewesen wären – Firmensitze, Hochhäuser, Autobahnbrücken und grosse urbane Siedlungen. Aber auch engagierte Fachleute in Forschung und Entwicklung treiben den Holzbau weiter voran.

Holz steht für eine dreifach positive Wirkung auf das Klima: Bäume entziehen der Luft CO2. Werden sie geerntet, speichert jedes verbaute Stück Holz über Jahre das der Luft entzogene CO2. Schliesslich kann Holz auch klimaschädliche Materialien im Bau ersetzen, weil Holz im Vergleich zu zum Beispiel Stahl und Beton bei der Gewinnung und Verarbeitung viel weniger Energie braucht.

Alles ist möglich

Computerbasierte Berechnungs- und Fertigungsmethoden erlauben völlig neue Formen: weitgespannte Tragwerke, Hochhäuser oder aussergewöhnliche und komplexe Konstruktionen.

Die gewundene Holzstruktur des Swatch-Hauptsitzes ist gleichzeitig Dach und Fassade – ein offenes Holztragwerk und eine komplexe Geometrie mit 4600 Holzbauteilen, von denen keines wie das andere ist. (Foto: Swatch Group, Biel)
Die polygonalen Dächer der Tennis- und Veranstaltungshallen auf dem Bürgenstock (NW) standen Pate für den Namen «Diamond Domes». Die in verschiedenen Winkeln geneigte Dachkonstruktion und die Rautenmuster ahmen die Form von Bergkristallen nach.
Roboterkonstruktion für das Dach des Arch_Tec_Lab der ETH Zürich am Hönggerberg. Das geschwungene Holzdach aus 48 000 Kanthölzern hat eine Spannweite von rund 15 Metern. (Foto: Andrea Diglas / ITA/Arch-​Tec-Lab AG)
Für den Theatersaal mit hohen Ansprüchen eine Konstruktion aus Holz. Das Origami-Faltwerk für die Wände und die Dachstruktur des Theaters in Lausanne beruht auf der Forschungsarbeit am Holzbaulabor IBOIS der ETH Lausanne. (Foto: Blumer Lehmann AG)
Future Tree in Esslingen (ZH): Sowohl die «Krone» aus 380 ineinanderverkeilten Holzrahmen wie auch der «Stamm» – eine strukturierte Betonstütze – wurden von Forschenden der ETH Zürich entworfen. (Foto: Gramazio Kohler Research, ETH zurich)

Digitale Prozesse revolutionieren den Holzbau

Im Holzbau ist die Digitalisierung vielerorts Alltag und bietet attraktive Möglichkeiten. Sie reduziert Schnittstellen, erhöht die Qualität der Planungs- sowie Führungsprozesse und begünstigt die Reduktion von Fehlerkosten und Leerläufen. In der Branche etabliert sich das Building Information Modeling (BIM), es ermöglicht Unternehmen den Transfer von den traditionellen 2D-Zeichnungen zu den informationsreichen 3D-Plänen. In der Produktion kommen zunehmend Roboter zum Einsatz, um die Module schnell, präzise als auch rentabel zu fertigen. Erste Pionierprojekte mit der HoloLense-Technologie, der Integration von Datenbrillen, zeigen weitere Chancen auf. Dabei werden die vollständigen 3D-Daten ohne Informationsverlust mit den Brillen sichtbar. Digitale Prozesse wie diese treiben die Produktivität und die Rentabilität bei der Nutzung des natürlichen Produktes Holz weiter voran.

Modernste Fertigungstechnologien treiben den Holzbau immer weiter voran.

Grossprojekte mit Holz auf dem Vormarsch

Hochhäuser aus Holz? Das ist mittlerweile auch in der Schweiz Realität. Seit 2015 sind neue Brandschutzvorschriften in Kraft, die es erlauben, den Baustoff Holz in grösseren Bauten einzusetzen. Nur drei Jahre später wurde das Pionierprojekt «Suurstoffi 22» mit einer Höhe von 36 Metern fertiggestellt, weitere Hochhausprojekte sind in Planung. So das Rocket-Hochhaus in Winterthur mit 100 Metern – das derzeit weltweit höchste in Planung befindliche Wohngebäude aus Holz. Nebst privaten Bauherren und Gemeinden entdecken also auch Baugenossenschaften, Immobilienentwickler und Grossfirmen den nachwachsenden Baustoff. Sie setzen immer mehr auf dieses Material, nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit. So entstehen urbane Wohnsiedlungen, zeitgemässe Gebäudekomplexe oder Firmensitze. Grossprojekte wie der Firmenhauptsitz von Swatch zeigen das immense Potenzial von Holz.

36 Meter, 10 Geschosse, 1 Rekord: Das Bürogebäude Suurstoffi 22 in Risch Rotkreuz (ZG) ist das erste Holzhochhaus der Schweiz und einzigartig hinsichtlich seines Verbund-Tragsystems, das eigens dafür entwickelt wurde. (Foto: Jael Strub)
Hochhaus ZWHATT in Regensdorf (ZH): Konzipiert ist der einfache, kompakte Wohnturm als hybrides Holzhochhaus mit einem Kern aus Beton. In die Fassade wird eine Photovoltaikanlage eingebaut. Bezugsbereit ist das Gebäude 2023. (Visualisierung: YOS)
In Zug entsteht ein Holzhochhaus von 80 Metern Höhe. Das Projekt lotet bautechnische Möglichkeiten aus, um Baustoffe mit hohen CO2-Emissionen in der Tragstruktur, aber auch in den Innenräumen durch Holz zu ersetzen. (Bild: Filippo Bolognese)
Bis 2026 soll in Winterthur mit dem Rocket-Hochhaus das weltweit höchste Wohnhochhaus in Holzbauweise entstehen. Das Holzgebäude steht für die neue Urbanität und Vielfalt des Lockstadt-Areals. (Foto: Ina Invest)

Holzbau ohne Grenzen

Forschung und Entwicklung treiben den innovativen und effizienten Holzbau immer weiter voran.

Forschung bewegt den Holzbau

Wie bauen wir in Zukunft? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen sich der Herausforderung und erforschen richtungsweisende Lösungen für verbesserte Fertigungstechniken sowie Holzwerkstoffe. Forschende geben holzbasierten Materialien verbesserte Eigenschaften, damit erweitern sie die Anwendungsvielfalt der nachwachsenden Ressource. Optimierte Bau- und Produktionsprozesse, vielgeschossige Holzbauten, leistungsfähige Tragwerke in Laubholz sowie nachhaltige Siedlungen bewegen den Holzbau von morgen. Zudem treibt die Forschung das Umdenken in Sachen Kreislaufwirtschaft voran, damit Holz länger im Stoffkreislauf verbleibt und das Potenzial des Materials weiter ausgeschöpft wird.