Mutterschutz im Holzbau
Im Arbeitsumfeld spielt der Schutz werdender Mütter eine wichtige Rolle – insbesondere in körperlich anspruchsvollen Berufen wie dem Holzbau. Holzbau Vital, die Branchenlösung für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, hat ein neues Dokument erarbeitet, das gezielt auf die Bedürfnisse von Zimmerinnen eingeht. Das Dokument bietet sowohl Arbeitgebern als auch schwangeren Frauen klare Leitlinien, um Sicherheit und Arbeitsfähigkeit bestmöglich zu gewährleisten.
Das Dokument zum Mutterschutz im Holzbau ist in zwei Abschnitte gegliedert, die unterschiedliche Phasen der Beschäftigung und der Schwangerschaft abdecken. Es ist so aufgebaut, dass durch Farben und Symbole schnell und einfach ersichtlich wird, welche Gefahren bestehen und welche Massnahmen erforderlich sind. Das Dokument ist bewusst kurz und praxisnah gestaltet, damit es leicht angewendet und schnell verstanden werden kann.

Ein Leitfaden in zwei Teilen
Im ersten Teil des Dokuments geht es auf den Seiten 1–7 um die Gefährdungsbeurteilung für Arbeitnehmerinnen. Dieser Teil ist allen Mitarbeitenden im Holzbau möglichst direkt bei der Einstellung auszuhändigen. Er enthält umfassende Informationen über potenzielle Gefahren am Arbeitsplatz und präventive Massnahmen. Möglich Gefährdungen im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft sind in blauer Farbe erkennbar. Mit diesen Informationen wird sichergestellt, dass Arbeitnehmerinnen bereits vor einer möglichen Schwangerschaft wissen, welche Risiken bestehen und wo die Arbeitsbedingungen angepasst werden müssen.
Tritt eine Schwangerschaft ein, sucht die betroffene Arbeitnehmerin frühzeitig das Gespräch mit dem Arbeitgeber, um notwendige Anpassungen zu besprechen und vorzunehmen.
Ab dem Zeitpunkt einer Schwangerschaft wird mit dem zweiten Teil des Dokuments überprüft, ob gefährliche oder beschwerliche Arbeiten ausgeführt werden.
Auf den Seiten 8–12 legt der Arbeitgeber gemeinsam mit der Schwangeren die Arbeitsbedingungen so fest, dass die Sicherheit der Schwangeren und des Ungeborenen gewährleistet sind und die betrieblichen Abläufe berücksichtigt werden. Die behandelnde Gynäkologin / der Gynäkologe hat mit diesen Angaben einen Überblick über die Arbeitsbedingungen und beurteilt den Gesundheitszustand der Schwangeren. Da immer mehr Frauen den Beruf der Zimmerin erlernen, ist es essenziell, praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die sowohl die berufliche Zukunft der Frauen sichern als auch die betriebliche Effizienz schützen. Das neue Dokument von Holzbau Vital leistet dazu einen wertvollen Beitrag und gewährleistet, dass Mutterschutz im Holzbau nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern eine echte Unterstützung für alle Beteiligten ist. Das Dokument ist sowohl für den Betrieb als auch für die schwangere Mitarbeiterin ein wichtiges Instrument, das Sicherheit für eine gute Kommunikation und einen wertschätzenden Umgang geben kann.
Leitfaden zum Mutterschutz für Arbeitnehmerinnen und Arbeitgebende
- Schwangere Arbeitnehmerinnen erhalten frühzeitig Klarheit über ihre Rechte und Möglichkeiten, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
- Arbeitgeber profitieren von klaren Richtlinien, die ihnen helfen, gesetzliche Vorschriften einzuhalten und gleichzeitig eine offene Kommunikation mit ihren Mitarbeiterinnen zu fördern.
- Der Holzbau als Branche wird attraktiver für Frauen, da gezielte Massnahmen und Planungssicherheit ein sicheres und faires Arbeitsumfeld schaffen.
Wie praxistauglich ist der Leitfaden?
Rolf Döbeli, Geschäftsstellenleiter von Holzbau Vital, bietet den Betrieben im Holzbau und ihren Mitarbeiterinnen mit dem neuen Dokument zum Mutterschutz einen Leitfaden. Im Gespräch mit Urs Egli, Geschäftsführer der Artho Holz- und Elementbau AG, Zimmerin Michelle Kempf und Personalfachfrau Nadja Arnold geht er der Gebrauchstauglichkeit des Dokuments auf den Grund. Die Artho Holz- und Elementbau AG in St. Gallenkappel (SG) beschäftigt rund 75 Mitarbeitende, davon 10 Frauen – zwei als Zimmerin.



Wie hilfreich ist das Dokument, um mögliche Gefahren am Arbeitsplatz schnell zu erkennen?
Geschäftsführer Urs Egli (UE): Mit den Farbmarkierungen von Gelb bis Rot ist relativ einfach auszumachen, wo man gemeinsam einen Weg finden kann und was nicht geht.
Zimmerin Michelle Kempf (MK): Ich empfinde das Dokument als sehr hilfreich. Es machte mich auf einige Gefahren aufmerksam, die mir so nicht bewusst waren – zum Beispiel betreffend Lärm.
Personalfachfrau Nadja Arnold (NA): Auch ich habe durch das Dokument Risiken wahrgenommen, die ich nicht bewusst präsent hatte, zum Beispiel, dass die Nagelpistole recht laut ist und somit auf Dauer eine Gefahr für das ungeborene Kind sein kann.
Frau Arnold, wie einfach oder schwierig war es für Sie als Personalverantwortliche des Arbeitgebers, aus dem Dokument konkrete Schutzmassnahmen abzuleiten?
NA: Im Gespräch und anhand des Dokuments als Leitfaden bemerkten wir schnell, wo und wie konkrete Schutzmassnahmen umgesetzt werden können. So kamen wir gut in Austausch mit der schwangeren Zimmerin und konnten gemeinsam gangbare Wege und Möglichkeiten eruieren.
Welche vorgestellten Schutzmassnahmen aus dem Dokument waren besonders hilfreich? Was hat gut funktioniert?
UE: Der gegenseitige Austausch über Vorstellungen, Wünsche und Möglichkeiten ist durch das Dokument gut gewährleistet.
MK: Ich arbeite als Zimmerin sehr gerne auf den Baustellen, lieber als drinnen im Betrieb. Aber mit dem Dokument wurde mir schnell klar, dass es doch sinnvoller ist, möglichst bald in die Werkhalle zu wechseln. Dort lauern weniger Gefahren.
Gab es Situationen, in denen Sie trotz des Dokuments unsicher waren, wie Sie sich verhalten sollten?
MK: Ich fragte meinen Arbeitgeber, ob ich ab dem 6. Schwangerschaftsmonat wirklich nur noch 4 Stunden gehend und stehend arbeiten dürfe, da es mir zu dieser Zeit noch gut ging und ich meine Arbeitszeit im Betrieb bereits auf 75 Stellenprozente reduziert hatte. Aus dem Formular war nicht offensichtlich klar, dass das noch in Ordnung wäre. Im gemeinsamen Gespräch fand ich mit dem Arbeitgeber eine gute Lösung.
UE: Mir stellte sich die Frage, was ist, wenn sich die schwangere Zimmerin fit fühlt und die Schutzverordnung als zu stark einschränkend empfindet. Zum Beispiel, weil sie ab dem
6. Schwangerschaftsmonat nur noch maximal 4 Stunden stehend oder gehend verrichten sollte, sie sich aber noch wohl und imstande fühlt, weiterhin 6 Stunden stehend/gehend zu arbeiten?
NA: Wir denken, dass gesunder Menschenverstand – in Kombination mit diesem Dokument – zu guten gemeinsamen Lösungen führen kann.
Inwiefern konnte das Dokument die Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmerin erleichtern?
UE: Wir hatten mit dem Dokument eine gute Gesprächsbasis und wurden auf potenzielle Gefahren aufmerksam, die einem in der Routine des Alltags nicht mehr bewusst als Risiko vor Augen geführt werden.
MK: Dank der Dokumentation ist es für mich einfacher, im Team auch mal um Hilfe zu fragen, zum Beispiel beim Heben von Lasten. Denn ich weiss nun, dass der Arbeitgeber voll hinter mir steht und mich während der Schwangerschaft nicht in Gefahr bringen will. Tatsächlich ist es so, dass meine Arbeitskollegen in manchen Situationen sogar noch eher daran denken als ich selbst.
Welche Verbesserungspotenziale hat das Dokument, welche Informationen oder Hilfsmittel fehlen noch, um sich sicherer zu fühlen?
NA: Gut finden wir, dass im Dokument empfohlen wird, dass die aufgeführten Punkte auch mit der behandelnden Ärztin / dem Arzt besprochen werden sollten. Damit werden alle Beteiligten in die Pflicht genommen, für eine möglichst risikofreie Arbeitsumgebung für die Schwangere und das ungeborene Kind zu sorgen. Es wäre noch schön, wenn im Formular folgender Punkt ergänzt würde: «Vereinbarung für einen nächsten gemeinsamen Besprechungstermin …»
MK: Wir haben gleich einen nächsten Besprechungstermin vereinbart, was ich gut finde. Auch darf ich jederzeit auf meinen Arbeitgeber zugehen, um bereits früher einen nächsten Termin zu vereinbaren.
Was würden Sie anderen schwangeren Zimmerinnen oder Arbeitgebern empfehlen, die das Dokument zum ersten Mal nutzen?
UE: Habt keine Angst davor, wenn ein Punkt im Betrieb nicht so einfach umsetzbar ist. Sucht gemeinsam nach einer Lösung, die für beide Parteien funktioniert.
NA: Seid jederzeit dafür offen, ein weiteres Gespräch zu verabreden.
MK: Den gesunden Menschenverstand walten lassen und dem Arbeitgeber die eigenen Wünsche und Vorstellungen mitteilen. So kann bestimmt ein guter gemeinsamer Weg gefunden werden, der für alle stimmt.