Zufriedenheit und Verbesserungspotenziale
Resultate der Umfrage zu Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Holzbau
Medienmitteilung vom 10. Juli 2025
Die Befragung der Holzbaubranche zeigt eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, aber auch Verbesserungspotenziale. Erstmals hat die Branche verschiedene Arbeitszeitmodelle bewerten lassen. Die Umfrageresultate fliessen nun in die weitere Projektgestaltung ein.
Die Branchenbefragung zeigt eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit ihrer individuellen Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: Zwei Drittel sind damit zufrieden bis sehr zufrieden. Bei den drei meistgenannten Verbesserungsmassnahmen sind sich Mitarbeitende und Arbeitgebende einig: mehr Flexibilität bei Arbeitsbeginn und -ende, Teilzeitstellen auch unter 80 Prozent sowie mehr Möglichkeiten für kurzfristige Absenzen.
Die Branchenbefragung wird von den Sozialpartnern Holzbau Schweiz, Unia, Syna, Baukader Schweiz und dem Kaufmännischen Verband Schweiz alle fünf Jahre durchgeführt und enthielt in der aktuellen Version einen Schwerpunkt zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie zu Arbeitszeitmodellen.
Herausforderung Teilzeitarbeit
Dass bei den Teilzeitstellen Verbesserungspotenzial besteht, zeigt die Auswertung der Teilzeitarbeitsmöglichkeiten nach Funktionen: In jedem fünften Betrieb ist Teilzeitarbeit auf der Baustelle (Montage) gar nicht möglich, in vier von zehn Betrieben nur ab einem Beschäftigungsgrad von 80 Prozent. Und 5 Prozent der Beschäftigten haben angekreuzt, dass sie lieber weniger arbeiten würden, dies im Betrieb jedoch nicht möglich ist. Die Umsetzung von Teilzeitarbeit auf der Baustelle ist mit grösseren Herausforderungen verbunden als im Büro. Als grösste Herausforderungen nennen Betriebe nebst der Einsatzplanung die Arbeitsübergabe sowie den organisatorisch-administrativen Zusatzaufwand.
Lebensarbeitszeit und Viereinhalbtagewoche
Erstmals hat die Branche verschiedene Arbeitszeitmodelle bewerten lassen. Im Rahmen der Befragung konnten die Teilnehmenden zwei Modelle auswählen, die sie am attraktivsten finden. Am häufigsten haben sich Betriebe und Mitarbeitende für das Modell der Lebensarbeitszeit ausgesprochen, was in der Umfrage als ein persönliches Zeitsparkonto definiert wurde, bei dem Mitarbeitende die angesparte Zeit später beziehen können.
Auch die Viereinhalbtagewoche erhält von beiden Seiten eine ähnlich hohe Zustimmung. Differenzen gibt es bei der Bewertung der Viertagewoche und der Teilzeitarbeit: Teilzeitarbeit schneidet bei den Betrieben besser ab und die Viertagewoche bei den Mitarbeitenden. Unterschiedliche Bewertungen gibt es auch in Abhängigkeit der Lebensphase. Die Viertagewoche und kürzere Arbeitstage sind bei den jüngeren Mitarbeitenden beliebter, Teilzeitarbeit erhält bei den über 30-Jährigen und bei den Mitarbeitenden mit Kinderbetreuungsaufgaben mehr Zustimmung.
Arbeitsgruppe, Kurzberatungen, Pilotprojekte
Die Umfrageresultate fliessen nun in die weitere Gestaltung des Projekts «Arbeitsmodelle für Vereinbarkeit im Holzbau» ein. In den nächsten Schritten wird der Gesamtarbeitsvertrag analysiert sowie eine Arbeitsgruppe mit Arbeitgebenden und Mitarbeitenden zusammengestellt. Dies, um praxisorientierte Lösungen für die ganze Branche zu erarbeiten. Betriebe können zudem kostenlose Kurzberatungen und Begleitungen für betriebsinterne Pilotprojekte in Anspruch nehmen. Diese kostenlosen Angebote für Betriebe und das gesamte Projekt sind möglich dank den Finanzhilfen des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) (mehr Informationen dazu in Kasten 1). Das EBG unterstützt zudem ein ähnliches Projekt im Gebäudehüllengewerbe (siehe Kasten 2).
Weitere Informationen
Auskunftspersonen
- Verein Pro Teilzeit: Barbara Rimml, Projektleiterin, barbara.rimml@proteilzeit.ch, 079 203 17 72
- Holzbau Schweiz: Bianca Neubauer, Bereichsleiterin Recht & Soziales, Geschäftsleitungsmitglied, b.neubauer@holzbau-schweiz.ch, 044 511 02 11
- Unia: Kaspar Bütikofer, Nationaler Verantwortlicher für die Branche Holzbau; Mitglied Sektorleitung Gewerbe; kaspar.buetikofer@unia.ch, 044 295 15 50
- Syna: Johann Tscherrig, Vorsitzender und Mitglied der Geschäftsleitung, johann.tscherrig@syna.ch, 079 611 70 26
- Baukader Schweiz: Tschortsch Zürcher, Verantwortlicher Holzbau-Branche, tschortsch.zuercher@baukader.ch, 079 671 77 31
- Kaufmännischer Verband Schweiz: Pascal Lamprecht, Fachverantwortlicher Sozialpartnerschaft, pascal.lamprecht@kfmv.ch, 076 419 11 03
Kasten 1 | Finanzhilfen für Gleichstellungsprojekte
Der Bund unterstützt Projekte, die die tatsächliche Gleichstellung im Erwerbsleben zum Ziel haben, mit Finanzhilfen. Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) ist für die Vergabe dieser Finanzhilfen zuständig. Aktuell unterstützt das EBG vorrangig Projekte, welche Produkte oder Dienstleistungen für Unternehmen für die Verwirklichung der Lohngleichheit oder die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbieten oder die gleichwertige Teilhabe von Frauen und Männern in Berufen mit Fachkräftemangel fördern, in denen ein Geschlecht klar untervertreten ist.
Kasten 2 | Projekte in Baubranchen
Gebäudehülle Schweiz, Unia, Syna und der Verein Pro Teilzeit setzen derzeit mit dem Projekt «Teilzeitbau – Vereinbarkeit im Gebäudehüllengewerbe» ein vergleichbares Projekt in einer weiteren Baubranche um. Beide Projekte haben die Gestaltung der Arbeitszeit im Fokus – denn einerseits ist diese zentral für einen guten Ausgleich von Beruf und Privatleben, andrerseits ist die Umsetzung von Teilzeitarbeit oder Flexibilität bei Arbeitsbeginn und -ende auf der Baustelle mit grösseren Herausforderungen verbunden als beispielsweise im Büro. Mit der Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in den männerdominierten Baubranchen sollen die Projekte zu mehr Gleichstellung im Arbeitsleben beitragen, weshalb sie Finanzhilfen vom Eidgenössischen Gleichstellungsbüro erhalten. Die Projekte bauen auch auf den Erfahrungen des Projekts «Teilzeitbau» im Maler- und Gipsergewerbe auf (teilzeitbau.ch).