«Das Ziel ist, Schweizer Buche zu verarbeiten»

Alex Bennet ist technischer Verkäufer bei Fagus Suisse AG. Das Unternehmen im Jura verarbeitet das sperrische Buchenholz zu leistungsfähigem Stabschichtholz.

Interview: Sue Lüthi | Bild: Zwhatt

 

Woher stammt das Holz, das in Ihrem Betrieb verarbeitet wird?
Wir beziehen Holz aus der ganzen Schweiz. Wenig aus dem nahen Ausland. Bei grossen Projekten jedoch sind wir auf eine gewisse Vorlaufzeit angewiesen, um die entsprechenden Holzmengen zu beschaffen.

Liegt das an der Ressource oder an den Verarbeitungswerken?
Für das Holzhochhaus Zwhatt in Regensdorf (ZH) mussten wir zwei Jahre im Voraus das Holz organisieren. Heute wäre das einfacher möglich, doch damals waren wir frisch auf dem Markt und wir brauchten die Vorlaufzeit, um das Holz in dieser Menge und Qualität zu beschaffen. Unsere Lamellen sind anspruchsvoll in der Bearbeitung. Das Holz muss bis auf acht Prozent Feuchtigkeit getrocknet werden, das geht nicht mit Lufttrocknen. Buchenholz ist heikel, es arbeitet stark. Auch für den Anwender gibt es ein paar Dinge zu beachten. Es braucht zum Beispiel einen Feuchteschutz, um die Balken vor Baufeuchtigkeit zu schützen. Richtig behandelt ist das Vollholz nachher sehr schön und leistungsfähig.

In welcher Form wird das Holz angeliefert?
Wie beziehen komplett getrocknete Lamellen in den Massen 142 oder 96 Millimeter breit und 50 Millimeter hoch. Buche ist ein widerspenstiges Holz, sie verdreht sich gerne, darum kommen die Lamellen zuerst in die Vierseitenhobelmaschine. Versuche mit gedämpftem Holz aus dem nahen Ausland laufen zur Zeit. Dies vor allem, um unsere Produktpalette zu erweitern. Unser Ziel ist, Schweizer Holz zu verarbeiten. Wir arbeiten alle in der Schweiz und wir müssen die Schweizer Wirtschaft stützen. Dafür zahle ich gerne einen Franken mehr. So ist es auch bei den Lebensmitteln. Ausserdem ist es nachhaltiger, Schweizer Material in der Schweiz zu verarbeiten. Für Architekten und Bauherrschaften spielt jedoch der Preis immer eine wichtige Rolle.


«Hinter dem Unternehmen stehen Waldbesitzer»


Wie ist die Zusammenarbeit mit anderen Werken?
Die Zusammenarbeit mit den Sägereien hat sich eingespielt, sie wissen, welches Material sie uns liefern sollen. Für Projekte wie das Zwhatt arbeiten wir mit Drittanbietern zusammen. Das Holzhochhaus hat Stützen mit Querschnitten von 40 × 40 Zentimetern. Wir verleimen Träger mit einer Breite von 28 Zentimetern, einer Höhe von 1,24 Metern und einer Länge von 13,5 Metern. Für grös­sere Bauteile wird eine Blockverklebung notwendig.

Welchen Vorteil hat Stabschichtholz aus der Schweiz gegenüber Konkurrenzprodukten?
Bei unseren Produkten ist der Leimanteil sehr gering, nur 1 bis 1,5 Prozent. Konkurrenzprodukte weisen 6 bis 8 Prozent Leim­anteil auf. Das ist für die Bearbeitung wesentlich, weil der harte Leim zusammen mit dem Metallwerkzeug Funken schlagen kann, welche den Holzstaub entzünden. Ausserdem ­besticht unser Produkt mit schöner Massivholzoptik. Für den Abbund geben wir den ­Zimmereien gerne Tipps. Laubholz hat eine viel höhere Rohdichte als Nadelholz. Darum müssen die Schnittgeschwindigkeiten bei der Bearbei­tung angepasst werden.


«Wichtig ist, das richtige Material am richtigen Ort einzusetzen»


Was sind die Visionen von Fagus?
Im Jahr 2023 konnten wir 2600 Kubikmeter produzieren. Der maximale Output der aktuellen Produktionslinie liegt bei 6000 Kubikmetern pro Jahr. Die Auftragslage für die nächsten Jahre sieht gut aus. Mit grös­seren Projekten aus Holz steigt die Nachfrage nach Laubholz, weil es sehr leistungsfähig ist.

Warum ist die Verarbeitung von Schweizer Holz wichtig?
Hinter unserem Unternehmen stehen rund 300 Aktionäre, die grössten sind die Waldbesitzer. Ich frage die Architekten und Ingenieure immer: Was ist mit Schweizer Holz? Das hat einen anderen Preis, das ist so. Doch ich wünsche mir die Erkenntnis: Jeder und jede will in der Schweiz arbeiten, den Schweizer Lohn verdienen und hier versichert sein. Ein Unternehmer bezahlt zusätzlich höhere Bodenpreise als im Ausland und ist erst noch selten erwünscht, wegen den Lärmemissionen. Darüber sollte man sich schon Gedanken machen. Wichtig ist: Das richtige Material am richtigen Ort einzusetzen, so dass es wirklich nachhaltig ist.


«Der Leimanteil bei Schweizer Buchenstabschichtholz ist sehr gering, nur 1 bis 1,5 Prozent»

«Mit grösseren Projekten steigt die Nachfrage nach Laubholz, weil es sehr leistungsfähig ist»

Alex Bennet

Zur Person
Alex Bennet (37) vertritt das Unternehmen Fagus Suisse in Les Breuleux (JU), das von Interims-Chef Stephan Rüdlinger geführt wird. Bennet ist gelernter Schreiner sowie dipl. Techniker HF Holztechnik und als Verkäufer für die Regionen Zürich und Ostschweiz verantwortlich. Das Team aus 13 Holzfachleuten hat in den letzten Jahren zusammen mit der Berner Fachhochschule in Biel und anderen Partnern neue Verfahren in der Verarbeitung und Verleimung von Buchenholz entwickelt mit dem Ziel, qualitativ hochwertiges Stabschichtholz und Brettschichtholz rationell herzustellen. Die Anlage im Jura ist 2020 in Betrieb gegangen. fagussuisse.ch