Generalversammlung: Der Holzbau hat sich in Luzern getroffen

Der diesjährige Impulstag Holz ist ganz unter dem Thema Ressource Holz gestanden, dabei sind Persönlichkeiten aus Holzwirtschaft und Politik zu Wort gekommen. An der 115. Generalversammlung haben die Mitglieder Hansjörg Steiner für eine weitere Amtszeit als Zentralpräsident von Holzbau Schweiz bestätigt. Ausserdem hat der Verband die Legislaturziele 2023 bis 2027 vorgestellt.

Die gastgebenden Sektionen Luzern-Land sowie Luzern und Umgebung luden in die Leuchtenstadt Luzern zum diesjährigen Impulstag Holz sowie zur Generalversammlung ein. Das eindrückliche Hotel Schweizerhof – nur einen Steinwurf entfernt von der wohl meistfotografierten Holzbrücke der Schweiz, der Kapellbrücke – bot einen würdigen Rahmen für die Veranstaltung. Bei «rüüdig» schönem Sommerwetter, wie die Luzerne sagen, begrüsste Hansjörg Steiner, Zentralpräsident von Holzbauschweiz 350 Anwesende.

Ressource Holz
Den Anfang der Veranstaltung machte der Impulstag Holz, er beleuchtete das Thema Ressource Holz in der Schweiz. Paul Steffen, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) legte in seinem Referat die Herausforderungen in Zusammenhang mit der integralen Wald- und Holzstrategie 2050 des Bundes dar. «Menschliches Leben ist seit Urzeiten mit dem Holz verbunden. Unser übergeordnetes, gemeinsames Ziel muss der Aufbau und Erhalt gesunder, zukunftsfähiger Wälder als Voraussetzung für alle Ökosystemleistungen sein, welche die Wälder erbringen», plädierte Paul Steffen. Er führte dabei die Holznutzung, den Klimaschutz, die Biodiversität und Erholung an – die Grundlagen dafür seien mit dem Waldgesetz geschaffen. Es blieben jedoch grosse Herausforderungen, wie die korrekte Abgeltung der Ökosystemleistung, die Stärkung der Wertschöpfungskette und die Anpassung an die Klimaveränderung.

Der Wald ist vor der Haustüre, die Transportwege sind kurz – mehr Holz bereitzustellen, liegt jedoch nicht bloss an der Waldwirtschaft. Daniel Tschopp, Mitinhaber der Tschopp Holzindustrie zeigte auf, wie sein Unternehmen das Angebot mit Holzprodukten belebt. Der Betrieb verarbeitet ausschliesslich Schweizer Holz. Er richtete sich eindringlich an die Anwesenden: «Sind Sie bereit, wenn immer möglich auf Schweizer Holz zu setzen?» Und Tschopp zeigte sich überzeugt, mit einem offenen, partnerschaftlichen Umgang miteinander, könne mehr Schweizer Holz verarbeitet und zur Verfügung gestellt werden.

Podiumsteilnehmende debattierten zum Thema Ressource Holz. Von links nach rechts: Stephan Lendi, Moderator; Andrea Gmür, Ständerätin (die Mitte, LU); Primin Jung, PIRMIN JUNG Schweiz; Daniel Tschopp, Tschopp Holzindustrie; Paul Steffen, stv. Direktor BAFU; Bruno Röösli, Kantonsförster LU.

Das Jahrhundert des Holzbaus
Holz wird als Bauträger immer wichtiger, dies unterstrich Pirmin Jung, Holzbauingenieur und Vorsitzender Geschäftsleitung der PIRMIN JUNG Schweiz. Das neue Dock A, der künftig prägende Holzbau am Flughafen Zürich, ist in aller Munde. Der Bau soll der komplexen globalen Herausforderung der CO2-Absenkung mit einer möglichst einfachen Lösung begegnen: Ein Raumtragwerk aus Massivholz, das Struktur, Raumerlebnis, architektonische Gestaltung und Organisationsprinzip in einem ist. «Wir stehen mit dem Holzbau am Anfang, nicht am Ende. Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert des Holzbaus», sagte Pirmin Jung offensiv. Bis zum Baustart 2030 gelte es, die benötigte Holzmenge für das 500 Meter lange Gebäude in der Schweiz und im nahen Ausland bereitzustellen. «Die Schweizer Holzwirtschaft ist heute technologisch und leistungsmässig in der Lage, ein Grossprojekt wie das neue Dock A in der gefragten Zeit weitgehend mit Schweizer Holz auszuführen», zeigt sich der Holzbauingenieur überzeugt.

Chancen und Herausforderungen der Holzkette
Die Referate unterstrichen, nur mit vereinten Kräften lassen sich die Herausforderungen im Holzbau meistern. Die anschliessende Podiumsdiskussion zeigte ausserdem die Wichtigkeit des partnerschaftlichen Dialogs für die Nutzung des Waldes. An der Diskussion beteiligten sich die Referenten sowie die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür (die Mitte) und der Luzerner Kantonsförster Bruno Röösli. «Das BAFU unterstütze die Holzkette», sagte Paul Steffen. «Wir wollen das Holz herausholen, gleichzeig den Wald schützen – das müssen wir lösen.» Andrea Gmür fügte an: «Es braucht die Politik und sie ist dem Wald und Holz gegenüber sehr positiv eingestellt.» Darauf angesprochen, was es braucht, dass mehr Holz bereitsteht, erklärte Kantonsförster Bruno Röösli: «Das Potenzial im Wald ist da und wir wollen mehr verarbeiten. Es braucht dafür jedoch auch Investitionen wie das Beispiel von Tschopp Holzindustrie zeigt. Zudem muss mehr aus dem Holz gemacht werden, neue Anwendungen sind gefragt, bevor das wertvolle Material verbrannt wird.»

Die am Podium Beteiligten waren sich einig, um mehr Holz unseres Landes zu nutzen muss der Dialog mit den am Wald Interessierten gefördert und verbessert werden. Pirmin Jung: «Wir alle müssen kommunizieren, das können wir nicht einfach an den Bund delegieren. Es braucht dafür ein ganzheitliches Storytelling zu den Waldleistungen für das menschliche Wohlergehen.» Paul Steffen fasste zusammen: «Ich gehe mit dem Gedanken aus dem Podium, dass wir die integrale Waldstrategie zum Funktionieren bringen müssen… die Waldleistungen sind nicht selbstverständlich. Wir müssen miteinander streiten und den Dialog führen.»

Die Generalversammlung tagte
Traditionsgemäss wurden im Anschluss an den Impulstag Holz die Verbandsgeschäfte an der Generalversammlung behandelt. Die Legislaturziele 2023 bis 2027 stellte Präsident Hansjörg Steiner vor. Direktorin Gabriela Schlumpf führte die Berichterstattung zu den aktuellen Themen bei Holzbau Schweiz weiter aus. Im Anschluss stellten sich die Zentralleitungsmitglieder in einem Interview den Fragen zu ihren Ressorts. Von den Mitgliedern genehmigt wurden der Jahresbericht 2022/2023, die vorgestellten Legislaturziele sowie die vorgeschlagenen Statutenänderungen. Für eine weitere vierjährige Amtsdauer stellte sich Hansjörg Steiner als Präsident zur Verfügung – er wurde einstimmig wiedergewählt und mit einem anerkennenden Applaus für die Leistungen in seiner ersten Amtsperiode verdankt.

Anlass zum Netzwerken
Das jährliche Treffen der «Hölzigen» ist auch eine Plattform zum Austausch, sich kennenlernen und gemütlichen Beisammensein. Die beiden Luzerner Sektionen luden zum Abendprogramm in das renommierte Grand Casino ein. Beim Apéro an traumhafter Lage direkt am See spielte eine «lozärner Guggemusig» auf und die Zimmerin on Tour Lara Zwiefelhofer fuhr mit ihrem Tourbus vor. Gewürdigt wurden auch fünf Kandidaten des Nationalteams Holzbau für ihre herausragenden Leistungen an den vergangenen Berufsmeisterschaften. Die Gesellschaft speiste bei angeregten Gesprächen und wer wollte, für den ging es spät abends zum weiteren Beisammensein in die Casinobar. Am Samstag liessen die Gastgeber mit einem Mittagessen auf dem Schiff Wilhelm Tell den Holzbau-Anlass ausklingen. Davor standen bei strahlender Sonne wahlweise eine Führung durch die Stadt Luzern, über die Museggmauer oder durch das KKL auf dem Programm.

Vormerken

Der kommende Impulstag Holz und die 116. Generalversammlung wird die Sektion Zürichsee-Linth ausrichten. Der Anlass findet am 6. September 2024 statt.